Aufstieg des Interim-Managements

Ein Kernsegment meiner Klienten befindet sich in der Lebensmitte. Dieser Begriff ist natürlich dehnbar. Manche werden mit Ende 40 unruhig. Andere mit Mitte 50. Einige Kandidaten suchen fremdbestimmt eine Neu-Orientierung. Andere sind intrinsisch gesteuert. Häufig ist der Gedanke „nochmals 20 Jahre dasselbe zu machen“ beunruhigend. Aus diesem Empfinden heraus entsteht der Wunsch „einmal zu schauen was noch geht“.

Nicht selten strebt meine Klientel an, etwas ganz anderes zu machen. Viele haben ihre Karriere in einem technischen, finanziellen oder IT-Umfeld verbracht. Häufig suchen sie nun mehr „Nachhaltigkeit“. Dieser Begriff wird vielfach mit einer größeren Fokussierung auf Menschen verbunden.

Nicht nur der Wunsch nach einem anderen Aufgabengebiet steht zentral. Viele suchen auch nach einer neuen Form der Erwerbstätigkeit. Oftmals wird das Angestelltenverhältnis nicht als zufrieden stellendes langfristiges Modell angesehen. Mitarbeiter haben gesehen, dass die Abstinenz der Selbstbestimmtheit gerade im Alter 50+ zu erheblichen Herausforderungen führen kann. In diesem Zusammenhang werden Alternativen eruiert.

Dazu gehören Gedanken wie Firmenübernahmen, Franchise-Modelle oder der Aufbau eines eigenen Unternehmens. In den meisten Fällen kommt irgendwann der Gedanke nach Interim-Management, Management auf Zeit oder Projekt-Management als selbständige Tätigkeit hoch.

Das Liebäugeln mit Interim-Management ist nachvollziehbar. Während die grauen Schläfe im Angestelltenverhältnis in manchem Konzern zu einem Warnsignal werden, sind diese gerade bei Interim-Managern gerne gesehen. Paradoxe Welt! Je mehr Erfahrung die Person mitbringt, umso größer die Wirkung. Hier wird Lebensreife und Berufserfahrung honoriert. Arbeitgeber nehmen sich die Filetstücke heraus, denn die Zusammenarbeit mit Interim-Managern beruht auf eine gewisse Unverbindlichkeit. Der Vertrag wird auf eine bestimmte Zeit abgeschlossen. Für den Verzicht auf eine langfristige Bindung zahlen die Unternehmen einen anspruchsvollen Tagessatz. Und manch etablierter Interim-Manager hat wie die Jungfrau zum Kind gefunden.

In der Vergangenheit haben wesentlich mehr Interim-Manager diese Tätigkeit angestrebt, als Nachfrage vorhanden war. Aber der Markt wandelt sich. Die Gründe sind teils nachvollziehbar und zu anderen Teilen hochinteressant:

  • In einer volatilen Welt scheuen Arbeitgeber die langfristige Bindung.
  • Fachspezialisten zwischen 50 und 65 ziehen häufig die Autonomie vor, wenn sich das Geschäftsmodell trägt.
  • Sehr interessant: Die Generation Y (Jahrgänge 1980 – 2000) möchte ungern Führungsverantwortung übernehmen. Frühere Untersuchungen sprachen davon, dass lediglich 20 Prozent die Personalverantwortung anstrebte. Neueste Untersuchungen (Boston Consulting Group) reduzieren diese Zahl auf sieben Prozent. Für die Babyboomer war die Führungskarriere ein selbstverständliches Streben. Somit tun sich diese nicht schwer, sich auch als Interim-Manager in die Hierarchie zu integrieren und für die Zeit der Zusammenarbeit Weisungsbefugnis zu übernehmen.

In einer Welt der zunehmenden Unsicherheit (z.B. Handelskrieg, Brexit, Energiewende, neue Mobilitätskonzepte) könnte dieses Modell der überschaubaren Bindung für definierte Aufgaben weiterhin reüssieren.

Marktführer bei der Vermittlung von Interim-Managern: DDIM, Atreus, Freelance, Gulp, EIM.

Profile sollen weniger als klassischer Lebenslauf aufgearbeitet, sondern die Aufgaben sollen – wenn realistisch – eher als Projekt beschrieben werden. Wichtige dabei: Eine saubere Dokumentation von

  • Aufgabenstellung
  • Vorgehensweise
  • Ergebnis

#careercoaching #outplacement #jobhunting