Begrüßung – der erste Eindruck

Es möge übertrieben erscheinen, dass Bewerbungsblogs wie „Karrierebibel“ der Begrüßung einen eigenen Beitrag widmen. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, wie sehr wir selbst vom ersten Eindruck geprägt sind.

Zunächst sind wir darauf ausgerichtet, Informationen zu filtern. Forscher stellten fest, dass wir pro Tag 3.000 bis 10.000 Eindrücken ausgesetzt sind. Da wir einfach nicht die Kapazität haben, uns mit jedem Impuls eingehend zu befassen, haben wir Filter eingebaut, die nur relevante Informationen durchlassen.

Diese Filter – zeigt eine Untersuchung – überprüfen z.B. auf Vertrauen (zu einer Person), Respekt (im Umgang) und auch Nutzen. Sind diese Aspekte nicht vorhanden, öffnen wir uns nicht! Im persönlichen Gespräch gehört auch Sympathie dazu. Das Leben ist zu kurz um es mit Leuten zu verbringen mit denen man nicht zusammen sein möchte.

Unser Gehirn ist nicht darauf programmiert, Personen eine zweite Chance zu geben. Das fordert viel Training, eine bewusste Entscheidung und die Einsicht, dass ein erster Eindruck nicht zwingend richtig sein muss.

In der Praxis wird fast immer nach weiteren Bestätigungen gesucht, die belegen, dass unser erstes Gefühl „richtig“ war. Selektive Wahrnehmung. War das erste Empfinden positiv, werden weiter positive Signale wahrgenommen. Umgekehrt funktioniert diese Vorgehensweise genauso.

Diese Tatsache kann uns aufregen, und sie erscheint uns möglicherweise ungerecht. Gleichwohl ist es intelligenter, dieses Wissen in Aktion umzusetzen. Wenn unser Gegenüber gerade die ersten Sekunden alle Antennen ausgefahren hat, lohnen sich folgende Handlungsweisen:

 

  1. Entleeren – Meine Gedanken, Gefühle, Assoziationen machen es häufig schwierig, mit meinem Gegenüber in Verbindung zu treten. Auch spürt die andere Person, dass ich noch zu sehr beschäftigt bin und nicht erreicht werden kann. Ratschlag: loslassen. Das gibt uns manchmal ein Gefühl von Verletzbarkeit, da wir die Kontrolle freiwillig aus der Hand geben. Dieses wird jedoch die einzige Möglichkeit zu einer Begegnung sein.
  2. Präsenz – Loslassen und entleeren ist gut. Nun, unser Gegenüber möchte nicht mit einem Vakuum in Verbindung treten. Unsere Gedanken sollten nicht auf Hawaii sein. Auch nicht bei den Kindern die Fußball auf dem Rasen spielen. Sondern bei dem Menschen der mir gegenüber sitzt.
  3. Empathie – Nun gilt es eine Leine auszuwerfen. Interesse haben und zeigen. Worte aufsaugen. Durch Reden offenbart ein Mensch was sich in seinem Inneren befindet. Zuhören, fragen, vertiefen, schweigen.
  4. Verbundenheit – Es kann dieses unsichtbare Band entstehen das verbindet. Ein halbes Wort reicht. Wir übernehmen vielleicht Sätze. Ein Ping-Pong entsteht. Im Nachhinein war der Inhalt unerheblich. Wir haben das Gespräch als wertvoll erlebt, da wir Nähe zum anderen gespürt haben.

 

Natürlich kommt – in einem Vorstellungsgespräch – der Augenblick in dem über Inhalte geredet wird. Ausbildung, Werdegang, Erfolge. Diese Option erhalten Bewerber aber nur dann wenn das Eis gebrochen ist. Solange der Interviewer kein gutes Gefühl dabei hat, dass ich sein Team verstärken könnte, interessieren keine Angaben zu meiner Qualifikation.

Handelt es sich um die Erstbegegnung mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber, sind Hard Facts (Zahlen, Daten, Fakten) genau so bedeutend wie die Soft Skills. Nur dass es nicht zu den Fakten kommen wird, wenn die Emotionen nicht überzeugt haben.

21.02.2015