Ostern: Sterben – Trauer – Auferstehung

Karfreitag, Samstag und Ostersonntag können von den obigen drei Begriffen charakterisiert werden. Sie beschreiben das derzeitige Empfinden treffender als während vorheriger Jahre.

Sterben

Zunächst fordert das Unsichtbare Gegenwärtige eine erhöhte Zahl Todesopfer im Vergleich zu vergangenen Jahren. Eine Überforderung der Mediziner und Pflegekräfte führt zu traumatischen Erlebnissen. Das ist eine Tragödie.

Darüber hinaus sterben Unternehmen. Der Trainer, Coach oder die selbständige Physiotherapeutin greift vielleicht auf etwaige Rücklagen zurück. Im besten Fall genießen sie die Zeit und finden Gelegenheit zum Aufarbeiten von Themen die liegen geblieben sind. Anders stellt es sich dar für Betreiber von Kreuzfahrten, Fluggesellschaften oder Hotelketten. Schiffe, die liegen, verursachen Kosten. Mitarbeiter wollten weiterhin bezahlt werden, denn sonst kann der Betrieb nicht wieder aufgenommen werden. Flugzeuge stehen am Boden. Hotels haben kaum Gäste. Kinos sind leer. Die Zeit kann nicht unendlich gedehnt werden. Denn die Infrastruktur der jeweiligen Dienstleistungsbetriebe verursacht Aufwendungen!

Trauer

Hinter der Geschäftstätigkeit stehen Menschen. Vielfach haben sich diese bewusst für den Beruf entschieden. Trainer einer Fußballmannschaft. Theaterregisseur. Dirigent. Schauspieler am Filmset. Animator in Disneyland. Manche sind sie nicht nur als Einzelperson betroffen, sondern als Firmeninhaber.

Wer eine Kletterhalle betreibt, trägt die Verantwortung für 40 Mitarbeiter. Der Eigentümer eines Restaurants hat Angestellte auf der Gehaltsliste. Das gleiche gilt für ein Fitness-Studio, eine Tanzschule oder ein Konzertveranstalter. Personalkosten fallen an. Darlehen müssen bedient werden. Weitere Fixkosten werden fällig, wenn auch in geringerem Rahmen.

Der Prozess ist mit Emotionen verbunden. Ungerechtigkeit. Wut. Hilflosigkeit. Verzweiflung. Vorwürfe. Bedauern, in dieser Branche tätig zu sein. Mit diesen Gefühlen gehen teils existentielle Fragen einher. Wer überlebt? Welcher Aufwand muss betrieben werden? Kann die alte Situation wieder hergestellt werden? Oder wie sieht eine neue Zukunft aus?

Jeden Tag verlieren Unternehmen ihre Existenzgrundlage. Was vor einem Monat ein stabiles Geschäftskonzept erschien, hat sich heute in Luft aufgelöst. Manche hoffen noch aus dem vermeintlichen Albtraum zu erwachen. Bei anderen hat sich die Trennung vollzogen und sie haben sich verabschiedet. Der Trauerprozess hat angefangen.

Auferstehung

Das Leben geht weiter. Aber in welcher Gestalt? Hotels bieten ihre Zimmer als Home-Office an. Fußball Profis spielen vor leeren Stadien während E-Gamer die neuen Champions sind. Die Autobahnen sind leer und der neue Golf steht seltsam unbeachtet vor der Garage. Die Spritpreise sind auf dem niedrigsten Stand seit langem, aber der Tank ist voll. Wohin auch fahren? Kamen früher die Enkel vorbei, senden sie nun WhatsApp Videos. Wir werden überflutet mit Katalogen, Newsletters und Sonderangeboten. Aber wer kauft eine neue Couch, die neuen Schuhe, die Restbestände aus dem Winterschlussverkauf? Wer zu Hause sitzt, benötigt dieses nicht. Auch wenn ein Mitempfinden mit dem Einzelhandel vorhanden ist, steht der Sinn nicht danach.

Das Morgen zu skizzieren ist schwierig, denn wir leiten es gern aus der Vergangenheit ab. Leere Kinos machen erfinderisch. In Bochum erlebt ein Autokino eine Wiederbelebung. Vielleicht perfektioniert sich das Heimkino weiterhin. Oder in wenigen Jahren haben wir alle die 3D-Brille auf und wundern uns, warum wir uns in der Vergangenheit mit anderen in die Kinosäle gesetzt haben.

Die Welt wird wahrscheinlich anders aussehen als wir uns sie heute vorstellen können, denn für diese Neu-Gestaltung gab es weder Vorlagen noch Szenarien.

Und wir?

In den größten Krisen lernten Menschen sich selbst kennen. Viktor Frankl überlebte vier Konzentrationslager (wobei ich Corona damit keineswegs vergleichen möchte). Er fand Sinn im scheinbar Sinnlosen und beeinflusste mit seinem neun Millionen Mal verkauften Buch „Man’s search for meaning“ und der Bedeutung der Versöhnung wahrscheinlich ein noch viel größeres Publikum.

Und wir? Ich ende mit einem Dialog aus dem Film „Kung Fu Panda 3“, als Kung Fu Panda (der Drachenkrieger) nicht an seine Befähigung glaubt, dem Bösen in der Welt Einhalt gebieten zu können.

Meister Shifu sagt ihm: „Wenn Du nur das tust was du sowieso kannst, wirst Du nie mehr sein als das was du jetzt bist“.

Daraufhin erwidert Kung Fu Panda: „Ich will gar nicht mehr sein, mir gefällt wer ich bin“.

Meister Shifu: „Aber Du weißt ja nicht mal wer du bist“.

Kung Fu Panda: „Ich bin der Drachenkrieger“.

Shifu: „Und was genau bedeutet das, Drachenkrieger?“

Für „Drachenkrieger“ können wir auch unseren Namen einsetzen!