Reload der sozialen Netzwerke in Zeiten der Pandemie (III)

Heute XING und LinkedIn.

Im letzten, vierten Teil rede ich dann über eine Facebook-Seite, Twitter, YouTube, Instagram, einen Blog, die Website sowie das Verfassen von einem Buch

>> XING

Einige Male habe ich das Karrierenetzwerk XING bereits erwähnt und das nicht ohne Grund. Im deutschsprachigen Raum ist XING als berufliches Beziehungs- und Businessnetzwerk führend. Betrachte es als erweiterte Visitenkarte. Manche führen ihr XING-Profil in der Tat auf ihrer Visitenkarte und in ihren Bewerbungsunterlagen auf. Es ist nicht anrüchig, ein Profil bei XING zu unterhalten. Es ruft eher Fragen hervor, wenn du kein öffentliches Profil vorweist. Damit keine Missverständnisse entstehen: Wer ein XING-Profil sein Eigen nennt, ist nicht zwingend auf Job suche. Die ursprüngliche Intention von XING war auch eine ganz andere, näm­lich Geschäftsleute miteinander zu verbinden. Personalvermittler sahen in dieser Datenbank jedoch ein wertvolles Informationsportal für ihre Suche. Ein XING-Pro­fil ist auf jeden Fall keine zweifelhafte Angelegenheit. Zumal du selbst bestimmen kannst, wer was sehen darf. Auch legst du fest, ob man zum Beispiel Kontakt zu dir aufnehmen kann. Somit gibt es durchaus Unterschiede in der Handhabung dieses Netzwerks. Beim Bewerben 4.0 ist es eine Notwendigkeit, ein XING-Profil anzu­legen.

Da ich das so betone, sollte ich hier noch einige Hinweise geben, die dich unter­stützen, gefunden zu werden. XING wird bei Suchmaschinensuchen berücksichtigt. Das bedeutet, wenn jemand deinen Namen in einem anderen Zusammenhang sucht, wird dein XING-Profil recht prominent angezeigt. Personaler (etwa 60000 Perso­nen im Bereich Personaldienstleistungen unterhalten ein Profil bei XING) suchen jedoch eher gezielt bei XING nach passenden Kandidaten.

Zunächst ist es wichtig, dass du ein vorteilhaftes Bild hochlädst. Über den ersten Eindruck hatten wir uns bereits unterhalten. Da es sich hier um ein Businessnetz­werk handelt, sollte das Bild eine professionelle Anmutung haben.

Dann wird erwartet, dass du Angaben zu deiner Person machst. Dabei handelt es sich um deinen beruflichen Hintergrund (Ausbildung), Organisationen, mit denen du verbunden bist (ja, deine Mitgliedschaft im Alpenverein sagt etwas über dich aus), und Netzwerk-Gruppen, in denen du Mitglied bist. So fängst du an, in der Vor­stellung des Betrachters zu „leben“. Natürlich hast du einen gepflegten Lebenslauf. Du beschreibst deine Kompetenzen und was du bietest. Unter „Ich suche“ schreibst du – selbstverständlich – nicht: „einen neuen Job“, sondern eher: „Austausch zum Thema Astronomie“ oder eine andere anspruchsvolle Freizeitbeschäftigung.

Im letzten Kapitel hatte ich bereits auf das Kompetenzprofil hingewiesen. Das kannst du sehr gut mit Copy-and-paste in dein Portfolio übertragen. Dabei handelt es sich um einen extra Reiter, der Text wird also nur sichtbar, wenn man ihn anklickt. Somit wirkt es keineswegs „angeberisch“. Hier kannst du sogar ein Video einbinden oder eine PDF-Datei. Warst du mit der letzten SWOT-Analyse über die Zukunft Eu­ropas sehr zufrieden? Dann kannst du diese hier einbinden. Hast du vor drei Jahren als Business-Development-Manager bei einer internen Verkaufsveranstaltung mal eine Präsentation über die Rahmenbedingungen des Markteintritts in Polen gehal­ten? Da gab es doch einen Mitschnitt? Nun, du gibst keine Interna preis, denn mitt­lerweile ist dein Arbeitgeber in Polen etabliert. Aber dein Umfeld lernt dich durch deine konzeptionell-analytische Vorgehensweise sehr gut kennen.

Gönne dir einen Premium-Account, wenn du aktiv auf Jobsuche bist. Das kostet nicht die Welt (unter 10 Euro monatlich) und der Nutzen ist unbestreitbar – bei den Suchfunktionen und damit du siehst, wer sich für dein Profil interessiert.

Egal, in welcher Branche du tätig bist oder in welcher Funktion: XING hat mit Sicherheit eine passende Gruppe. Tritt der größten Gruppe bei. Schaue mal, welche Diskussionen geführt werden. Wenn du in der Lage bist, eine hilfreiche Aussage zu machen, zögere nicht. Du wirst feststellen, dass du nachher mehrere Besucher auf deinem Profil willkommen heißen kannst, weil sie sich dafür interessieren, wer du bist. Du kannst davon ausgehen, dass Recruiter in den Gruppen vertreten sind, die ihre Branchen repräsentieren. Eine elegante Weise, auf sich aufmerksam zu machen.

Bis jetzt haben wir darüber gesprochen, wie XING deine Auffindbarkeit erhöht. Ich möchte nicht abschließen, ohne dich auf eine extrem starke Suchfunktion hinzuweisen, die dir hilft, passende Headhunter zu finden. Nun wird es ein bisschen kritisch, da Netzwerke ihr Layout häufig ändern. Diese Funktion gibt es aber seit vie­len Jahren – daher erhoffe ich mir, dass mein Hinweis noch aktuell ist, wenn du dieses Buch in der Hand hältst. Als Premium-Mitglied findest du in der oberen grünen Leiste die „Erweiterte Suche“. Klicke dort auf „Mitglieder“. Nun öffnet sich eine Suchmaske, die den Premium-Mitgliedern zur Verfügung steht. Wenn du dort unter „Branche“ das Kästchen „Personaldienstleistungen“ aktivierst, suchst du schon mal die 60000 erwähnten Mitglieder, die eben in diesem Bereich aktiv sind. Nun möchtest du noch die finden, die auf ihrem Profil unter „Ich suche“ zum Beispiel aus geschrieben ha­ben, dass sie Controller suchen. Natürlich kannst du hier auch eine Branche einge­ben. Damit du möglichst effektiv vorgehst, erweitere die Suche noch um ein drittes Kriterium, die Stadt oder ein Bundesland. Nun werden alle Mitglieder angezeigt, die deiner Suche entsprechen. Selbstverständlich sind diese Recherchen für die Außen­welt unsichtbar. Außer für die Personen, deren Profil du aufrufst. Das kann dir nur recht sein – denn es ist doch völlig in deinem Sinne, wenn ein Top-Headhunter dir einen Gegenbesuch abstattet und somit auf deine Kompetenzen aufmerksam wird.

Aber auch wenn nicht, hast du die Gelegenheit, diesem Mitglied (es sei denn, es hat diese Funktion bewusst gesperrt) eine Nachricht zukommen zu lassen – und darin gar Anlagen mit einem Volumen von 100 MB. Es ist keine Belästigung, wenn du dieser Per­son eine freundliche Nachricht zukommen lässt mit einer PDF-Datei, die aus An­schreiben, Deckblatt und Lebenslauf besteht. Die begleitenden Zeilen könnten lauten:

Sehr geehrte Frau Haas,

bei meiner Recherche auf XING bin ich auf Ihr Profil aufmerksam geworden. Sie suchen Mitarbeiter für den Bereich „Treasury“. Ich habe meine Leistungen in diesem Bereich in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt und befinde mich in einer Phase der Neu-Orientierung. Folgendes Profil zeichnet mich aus:

Corporate Treasury Expertin

mit über 30 Jahren Berufserfahrung in den Bereichen Cash- und Projektmanagement sowie internationalem Zahlungsverkehr

  • Hohe interkulturelle Kompetenz
  • Auslandseinsätze in internationalen Teams
  • Fremdsprachen: Englisch, Französisch, Italienisch
  • Ausgeprägte Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit
  • Lösungs- und ergebnisorientiert bei vielfältigen herausfordernden Aufgabenstellungen

Meinen kompletten Lebenslauf finden Sie als Anlage.

Über den Abgleich meines Profils mit Ihren Mandantenaufträgen und Ihre Kontaktauf­nahme würde ich mich sehr freuen.

Frida Freundlich

Im Gegensatz zu anderen Netzwerken bietet XING eine exzellente Möglichkeit zur Recherche. Du kannst – ohne Kosten und ohne mit der Person vernetzt zu sein – mit anderen Mitgliedern direkt in Verbindung treten und ihnen sogar Dateien zusenden.

Apropos Netzwerk. Du bestimmst, welche Kontaktanfragen du bestätigen möch­test. Achte darauf, dass dein Netzwerk keiner Inflation unterliegt. Es macht keinen Sinn, wenn du über 1000 Kontakte vorweist und davon die wenigsten kennst. Achte auf Qualität. Keiner ist in der Lage, mit viel mehr als 300 Personen individuell ver­bunden zu sein.

LinkedIn

LinkedIn ist mit 500 Millionen Mitgliedern der viel größere Bruder von XING. Wie bereits erwähnt, ist XING jedoch etablierter im deutschsprachigen Raum. Dafür ist LinkedIn führend im englischsprachigen Raum. Was unterscheidet LinkedIn von XING?

Ergänzend:

  • Summary. Du hast gleich am Anfang die Möglichkeit, deine Person mit einer freien Beschreibung umfassend darzustellen. Dies ist bei XING nur über Umwege – wenn du dein Portfolio vorschaltest – möglich.
  • Zu den einzelnen beruflichen Stationen kannst du Logos, Videos, Präsentationen, Bilder einbinden. Zusammen mit der erwähnten Zusammenfassung ergibt dieses Layout eine ansprechend aufbereitete Darstellung deiner Person.
  • LinkedIn verknüpft dein Profil mit vorgeschlagenen Kompetenzen und ermutigt dein Netzwerk, diese Kompetenzen zu bestätigen. Im Laufe der Zeit entsteht so­mit eine schöne Übersicht von Personen, die dir Wertschätzung entgegenbringen. Wie bei XING kannst du auch hier jede Funktionalität begrenzen, nur für be­stimmte Gruppen sichtbar machen oder gar ausschalten.
  • Außerdem haben Personen die Möglichkeit, Referenzen zu deiner Person zu schreiben (die du natürlich noch bestätigst, bevor sie auf deinem Profil erschei­nen). XING hatte mal diese Option – sie steht jedoch nicht länger zur Verfügung.
  • In einer eigenen Rubrik kannst du deine Leistungen und Erfolge nennen. Gegebe­nenfalls setzt du einen Link, der diese beschreibt oder bestätigt. Hier kannst du zum Beispiel auf Publikationen verweisen.

Einschränkend:

  • Die Suchfunktion erscheint etwas komplexer. Wer dann potenzielle Kontakte ge­funden hat, kann sich nicht direkt mit ihnen in Verbindung setzen, geschweige denn eine Datei (mit zum Beispiel Unterlagen) versenden. Du musst zunächst eine Kontaktanfrage versenden. Wird diese akzeptiert, kannst du anschließend kommu­nizieren. Das ist etwas mühsam. Du weißt andersherum auch nie, was jemand mit einer Kontaktaufnahme bezweckt. Du kannst von Personen angesprochen werden, die sich möglicherweise über einen Job mit dir unterhalten möchten. Gleichwohl kann es sich aber auch um unseriöse Netzwerkverbindungen handeln. Natürlich ist es möglich – ähnlich wie bei XING –, Kontakte zu bestätigen und sie auch wieder zu beenden (ohne dass diese darüber informiert werden). Der Vollständigkeit hal­ber: Du kannst auch über „InMail“ Nachrichten an Mitglieder senden, mit denen du nicht verbunden bist. Dafür zahlst du dann aber circa 10 Euro pro Message.

Warum ein LinkedIn-Profil neben XING?

  • Bei einer Google-Suche erscheint dein LinkedIn-Profil – neben XING – unter den ersten zehn Treffern. So werden deine dort beschriebenen Kompetenzen auf den ersten Blick wahrgenommen.
  • Sprichst du neben Deutsch auch Englisch, lohnt es sich natürlich, dein Profil hier in dieser Sprache zu erstellen.
  • Mach einfach von den positiven Features Gebrauch, die nur LinkedIn bietet.

Benötige ich noch weitere Profile?

Ab diesem Zeitpunkt schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Bei der Beantwortung möchte ich gern deine persönliche Affinität zu sozialen Medien berücksichtigen. Es bringt nichts, etwas zu forcieren, das dir extrem viel Mühe bereitet. Daher hängt die weitere Vorgehensweise von zwei Fragen ab:

  • Ist eine minimale technische Kompetenz vorhanden und etwas Spaß an der Aus­einandersetzung mit digitalen Themen? Wenn dich das alles eher abstößt und du dich beim Anlegen von Profilen quälst, werden die restlichen Hinweise schwierig für dich sein.
  • Hast du die Fähigkeit und Lust darauf, Wissen weiterzugeben und dich dabei kreativ auszudrücken? Interesse an Inhalten im Internet, die dein Fachgebiet be­treffen, wäre ebenfalls hilfreich. Wenn du dich dazu noch gern mit redaktionellen Themen, Journalismus und Semantik auseinandersetzt, bist du für die folgenden Hilfestellungen gut vorbereitet.

Also, bei XING und LinkedIn gibt es keine Handlungsspielräume, sie sind eine Grundvoraussetzung für das Bewerben 4.0. Die folgenden Social-Media-Kanäle sind optional und kosten kein Geld. Du musst nur etwas Zeit und ein wenig Kreativität mitbringen (wenn du alles beherzigst, vielleicht ein bis zwei Stunden pro Woche).

Ich wiederhole das Ziel nochmals: Wenn du ein Experte bist für beispielsweise den verdeckten Arbeitsmarkt, Pumpen, Zulassungsverfahren von Generika, Mitar­beitermotivationsmodelle oder Vergütungssysteme, dann wirst du bei der Eingabe dieser Stichworte umso leichter gefunden, wenn du dazu im Internet Beiträge veröf­fentlicht hast. Hat man dich einmal auf einer Seite gefunden und gibt deinen Namen in eine Suchmaschine ein, erscheinen natürlich auch die anderen Plattformen, bei denen du Artikel, Aussagen oder Hinweise hinterlegt hast. Vorteil der Streuung: Du belegst und bestimmst inhaltlich die ersten zehn Suchergebnisse. <<

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