In der Woche vor Weihnachten fand Teamtraining Tag 2 statt. Der erste Tag: Ende November. Der Auftrag kam über eine Empfehlung.
Beim Intake-Gespräch im November wurde mir die Zielsetzung kundgetan. Das Team hätte sich quasi halbiert. Acht Mitarbeiter aus dem Team hatten im Jahr 2017 das Unternehmen verlassen.
Die Gründe schienen plausibel… und doch! Es machte sich eine Verunsicherung bei den Übriggebliebenen breit. Verpasse ich etwas? Bin ich blöd, weil ich bleibe? Die Aufgabenstellung: Das „Wir-Gefühl“ stärken.
Die Instrumente sind nicht neu, aber wirksam. Team-Kultur definieren, Persönlichkeitsprofile erarbeiten, Stärken und Schwächen kennenlernen, Ergänzungs-Potenziale identifizieren, Kommunikation optimieren, Feedback einüben.
Richtig interessant wurde es am Rande. Ursprünglich hatte es sich um ein großes Team gehandelt, das „auf Vorgabe von oben“ aufgeteilt wurde. Die neuen Bereichsleiter beider Teams konnten nicht gut miteinander zusammenarbeiten, obwohl sich teils aufeinander angewiesen waren. Den Teams wurde der Sinn der Re-Organisation nie wirklich erläutert. Geschweige denn dass die Betroffene zu Beteiligten gemacht worden wären.
Auch waren Fragestellungen bezüglich Kompetenzen vorhanden. Hatte der Bereichsleiter, für das Team verantwortlich, die Entscheidungsbefugnis selbst die an ihn berichtenden Stellen zu besetzen? Dieses war nicht der Fall, sondern dieses wurde „von oben“ bestimmt.
Allmählich beschlich mich das Gefühl, dass ich möglicherweise nicht mit den richtigen Personen zusammen war. Die Mitarbeiter im Raum bildeten eine Einheit. Die Verunsicherung in Bezug auf die Führungskultur wurde allerdings transparent.
Weit über die Zielsetzung des Teamtrainings hinaus stellte ich fest, dass Mitarbeiter eine fragwürdige Führungskultur immer seltener akzeptieren. Vor fünf oder 10 Jahren wäre keiner auf die Idee gekommen, deshalb zu kündigen. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass keiner eine schlechte Führung hinnehmen muss. Wenn ein, zwei, drei Mitarbeiter feststellen, wie offen sich der Arbeitsmarkt darstellt, ist ein Dammbruch manchmal kaum zu vermeiden.
Ehemalige Mitarbeiter halten den Kontakt zum Team und berichten davon, dass es da „draußen“ eine bessere Welt gibt. Realistisch sagen deutlich mehr als die Hälfte der Personen die ich betreue (wenn sie einen anderen Job gefunden haben) „dass ihnen nichts Besseres hätte passieren können…“. Wieso? Ist das ein „Abrechnen“ mit dem alten Unternehmen? Wird schmutzige Wäsche gewaschen?
Keineswegs! Aber der Mensch ändert sich und eine Zäsur bietet die Möglichkeit zu einer Justierung. So mahnt der Arbeitsmarkt derzeit ein zwei Richtungen:
- Unternehmen
Eine schlechte Führungskultur wird von den Mitarbeitern bestraft. Sie gehen einfach. Gehen einige, folgen mehr! Das Glück für die Unternehmen: Es hat sich noch nicht herumgesprochen, wie problemlos ein Stellenwechsel heute ist.
Appel zwei an Unternehmen: Auch wenn alles in Ordnung ist, kann sich eine Firma nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wettbewerber holen auf mit flexiblen Arbeitszeiten, Lebensarbeitskonten, Ermutigung zu Elternzeiten, Kitas, bis hin zu Einkaufs-, Wäsche- und Bügelservice. So kommt der Mitarbeiterbindung erhöhte Bedeutung zu. Auch wenn wir lachen über eine Vollzeit „Feel Good Manager“ oder einen „Chief Happiness Officer“ soll der Gedanke, dass diese Positionen in Unternehmen installiert werden, uns zu denken geben.
- Mitarbeiter
Wer heute seine Hausaufgaben erledigt:
- Sich Gedanken machen über das Profil mit dem sich der Bewerber dem Arbeitsmarkt stellen möchte und dieses begründen kann
- Erstellen von aussagefähigen Bewerbungsunterlagen die Kompetenzen sichtbar machen und Erfolge, Leistungen sowie Ergebnisse dokumentieren
- Sich nicht zwingend bei BMW oder der Allianz in München bewerben, sondern eher bei den Hidden Champions abseits der Metropolen – auch durchaus initiativ
- Interviews üben, üben, üben (Webcam am PC oder vor laufender Kamera auf dem Smartphone) – imstande sein in 10 Minuten den Lebenslauf zu erzählen ohne Überraschungen zu erleben
ist heute zwingend erfolgreich!!
In diesem Sinne wünsche ich heute gute Vorsätze für 2018
Vincent Zeylmans