Bewerber machen sich wohl kaum Gedanken über die Kopfschmerzen der Arbeitgeber. Diese veröffentlichen Stellenanzeigen und wollen dann den Erfolg messen. Es herrscht der Gedanke vor, dass sich Unternehmen überhaupt nicht mehr retten können vor lauter Bewerbungen.
Teilweise möge dieses der Fall sein. Wenn Google, Apple oder Porsche Stellen ausschreiben und diese über verschiedene Kanäle (Website, Karriereportale) veröffentlichen, können sie mit Rückmeldungen rechnen.
Wenn der Karl Schwarz KG, eine Firma mit 30 Mitarbeitern in Neu-Brandenburg eine Stelle als Lackierer ausschreibt, sieht es mit dem Feedback wahrscheinlich anders aus. Daher lebt eine ganze Beraterzunft von der Begleitung der Konzerne bei der Suche nach qualifiziertem Personal.
Ganzheitlich wird aufgesetzt beim Arbeitgeber-Image (Employer-Branding). Dann wird der Bewerbungsprozess auf Verständlichkeit und Bequemlichkeit für den potenziellen Mitarbeiter überprüft (Candidate Journey). Mit der Vertragsunterzeichnung ist die Suche noch nicht beendet – denn nun soll ein strukturierte Einarbeitung (Onboardingprozess) stattfinden, damit der Mitarbeiter auch bleibt (Sustainability).
Sowie sich auf Unternehmensseite die Spreu vom Weizen trennt bei der Reflexion über die Ergebnisse, sollte auch der Bewerber eine Erfolgskontrolle installieren. Wie kann diese aussehen?
Die erste Kernfrage fokussiert sich – selbstverständlich – auf die Anzahl der weiterführenden Rückmeldungen. Mittlerweile kann ein Bewerber keine Eingangsbestätigung der Bewerbung mehr voraussetzen. Das ist unhöflich und eine Aufregung ist verständlich – gleichwohl kann hier viel negative Energie verschwendet werden.
Eine Stufe besser ist die Bestätigung dass die Bewerbung eingegangen ist. Auch dieses ist noch keine Gewährleistung für eine weiterführende Rückmeldung. Daher hören viele Bewerber nach ca. drei Wochen mal nach, mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Natürlich wird mit einer Bewerbung die Einladung zum Interview angestrebt. Damit sind Arbeitgeber zurückhaltender als vor einigen Jahren. Einmal kann viel Geld gespart werden, wenn keine Reisekosten entstehen. Auch können Fehlgriffe durch einen telefonischen oder Video-Erstkontakt vermieden werden.
Viele Kandidaten sind damit semi-glücklich. Sie haben das Empfinden, dass sie im Telefonat oder beim Skype (ZOOM, Facetime & Co.) Meeting keinen ganzheitlichen Eindruck vermitteln können. Andere Skills werden hier gefordert. Auch sind manche irritiert, dass das Gehaltsthema bereits in der ersten halben Stunde im Telefonat angesprochen wird, während „man sich doch noch gar nicht kennt“. New World!
Die Gretchenfrage ist aber, wie viele weiterführende Reaktionen „normal“ sind. Anfangs nehmen Bewerber jeder Nicht-Reaktion persönlich und stellen Anfragen an ihre Qualifikation. Später setzt eine gesunde Relativierung ein.
Auch wenn diese Zahlen lediglich als Indikation dienen sollen, kann davon ausgegangen werden, dass ca. jede 10. Bewerbung zu einem weiterführenden Gespräch führt. 10 Gespräche auf 100 Bewerbungen. Natürlich hängt dieses von der Qualifikation, der Position, dem Alter und dem Anschreiben von Zielunternehmen ab – aber es ist zumindest ein Richtwert.
Wer deutlich darunter liegt, sollte sich fragen ob Kompetenzen und Erfolge deutlich in den Unterlagen sichtbar werden. Auch kann gefragt werden, ob auf die richtigen Positionen gezielt wird, bzw. wer sich initiativ bewirbt, ob das Profil möglicherweise geändert werden sollte.
In einer zweiten Instanz stellt sich die Frage, wie viele Interviews zu einem Arbeitsvertrag führen sollen. Auch hier wieder ein Richtwert (aus 20-jähriger Beobachtung von ca. 800 Bewerbern): 10 Vorstellungsgespräche sollten schon zu drei oder vier Arbeitsverträgen führen.
Ist dieses nicht der Fall, muss hier nachgelegt werden. Offensichtlich hat der Kandidat mit den Unterlagen überzeugt. Der Werdegang ist somit nicht das Problem. Die Fragezeichen liegen dann wohl in der Kommunikation. Können Fragen nicht adäquat beantwortet werden? Ist mehr Selbstreflexion vonnöten? Werden Leistungen und Fähigkeiten nicht entsprechend transportiert? Springt der Funke nicht herüber?
Dann lohnt es sich, für weniger als 10 Euro ein Stativ für das Smartphone zu kaufen und sich selbst einmal anzuschauen, wenn der Lebenslauf in ca. 10 Minuten erzählt werden soll. Natürlich läuft nicht jedes Gespräch so ab. Wer aber gelernt hat, nicht nur seinen Lebenslauf zu wiederholen („was“ habe ich gemacht“), sondern auch zu faszinieren mit der Erwähnung was dabei herausgekommen ist, kann davon ausgehen, schon mal gut aufgestellt zu sein für die nächste Einladung.