Welche Rolle spielen Headhunter in Phasen der Neu-Orientierung?

Vor einigen Tagen zirkulierte ein Artikel mit der Überschrift: „Die meisten unterschätzen die Rolle von Headhuntern für die eigene Karriere“ in den sozialen Medien. Das hat bei mir eine leichte Verwunderung ausgelöst. Denn seit 20 Jahren erlebe ich eher das Gegenteil. Meine Klienten, die sich wenig mit dieser Thematik befasst haben, überschätzen den Kontakt. Manche meinen gar, einen Headhunter „beauftragen“ zu können. Die, nicht unlogische, Idee: Er müsste doch an mir interessiert sein. Schließlich kann er mit mir Geld verdienen… Nun die Realität:

Wer ist ein Headhunter?

Der Umgang mit einem Headhunter ruft Fragen hervor. Das Wort allein ist schon erklärungsbedürftig. Der Account-Manager bei RANDSTAD sucht einen Teamleiter Arbeitsvorbereitung in der Festanstellung. Ist dieser ein Headhunter? Oder Personalvermittler? Lieber Personalberater? Recruiter? Executive Search Consultant?

Jahresgehalt?

Das ist erst der Anfang. Denn Grandseigneurs wie Heiner Thorborg besetzen C-Level Positionen bei DAX-Unternehmen. Firmen wie Egon Zehnder, Korn-Ferry, Heidrick & Struggles, Spencer Stuart, Russel Reynolds und Odgers Berndtson werden ab 150.000 Euro Jahresgehalt aufwärts aktiv. Carrisma oder Amadeus Fire suchen auch mal Mitarbeiter für eine Position, die mit 40.000 Euro dotiert ist.

Branche?

Wollen wir es noch komplexer machen? Dann sollten Sie Dwight Cribb nicht für eine Position als Fertigungsspezialist ansprechen. Sein Unternehmen besetzt Top-Position in der digitalen Welt. So weisen die meisten Headhunter eine Spezialisierung in einer bestimmten Branche oder die Fokussierung auf einen Unternehmensbereich wie Finanzen vor.

Anzahl?

Wenn Sie dann noch die Auswahl aus minimal 6.000 Personen haben, stellt sich die Frage, ob es besser ist, die Finger von diesem Thema zu lassen. Hoffen, dass Sie vielleicht „auf gut Glück“ mal angesprochen werden? Das wäre ein etwas mageres Fazit.

Missverständnisse

Es ist auf alle Fälle hilfreich, wenn zunächst einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden:

1. Ein Headhunter kann von Ihnen als Bewerber nicht beauftragt werden. Dieser erhält in der Regel nach erfolgreicher Stellenbesetzung ein Erfolgshonorar vom beauftragenden Unternehmen.
2. Für einen Headhunter ist die (Neu-) Akquisition von Aufträgen mit Abstand wichtiger als die Kandidatensuche. Wenn nicht gerade ein Vorstandsvorsitzender eines DAX-Unternehmens gesucht wird, ist es verhältnismäßig einfach, qualifizierte Kandidaten ausfindig zu machen. Dazu gibt es professionelle Search-Teams und Datenbanken mit allen Unternehmen in der Bundesrepublik.
3. Wer dem Headhunter einen Lebenslauf zusendet, tut ihm meistens keinen Gefallen. Es werden maximal ein Dutzend Positionen von einem Executive Search Consultant pro Jahr besetzt. Die Vorgaben (das Profil, oder Exposee) sind vielfach sehr spezifisch und davon kann der Headhunter nur geringfügig abweichen. Er wäre ein Zufall, wenn Sie gerade dieses Profil mitbringen würden.

Selbst einen Headhunter kontaktieren?

Dennoch können Sie selbst den Kontakt zu einem Headhunter herstellen. Nur, dieser wartet nicht darauf, von Ihnen angesprochen zu werden. Wenn Sie sich jedoch dazu entscheiden, beachten Sie bitte folgende Hinweise, damit Sie – im Idealfall – beide profitieren:

a. Stellen Sie sicher, dass die Person in Ihrer Branche tätig ist und entsprechende Positionen besetzt.
b. Recherchieren Sie, dass Ihre Gehaltsvorstellungen mit der Bandbreite übereinstimmen, die von diesem Headhunter abgedeckt werden.
c. Senden Sie ein aussagefähiges Profil, kurz & knapp, denn der Headhunter nimmt sich weniger als eine Minute, einen ersten Eindruck zu gewinnen. Dieser entscheidet darüber, ob er sich weiter mit Ihnen befasst:
a. Berufliche Zielsetzung
b. Deckblatt mit den wesentlichen Punkten, weshalb Ihr Werdegang und Ihre Persönlichkeit Sie für die anvisierte Position qualifizieren (Profil)
c. Komprimierter Lebenslauf mit Hauptaufgaben und Erfolgen
d. Im Idealfall eine Projektliste oder Knowhow-Profil mit Kompetenzen die Sie in der Praxis erworben und erfolgreich unter Beweis gestellt haben (Beispiele)
d. Sie können auch auf ein aktualisiertes und aussagefähiges Profil bei LinkedIn hinweisen, das die gleichen Informationen enthält. Schön ist, wenn diese nochmals von Ihrer Umgebung bestätigt (Skills) sind und Empfehlungen aus Ihrem Umfeld vorliegen.

Dennoch bleiben Sie als Bewerber gegenüber einem Headhunter, sofern Sie nicht von diesem kontaktiert wurden, ein „Bittsteller“. XING bietet Ihnen die Option, sich als Problemlöser zu etablieren. Wie? Sie können in der Suchmaske alle Headhunter selektieren und recherchieren, welche Begriffe diese unter „Ich suche“ in ihrem Profil eingetragen haben.

Der Königsweg

Der Headhunter kontaktiert Sie. Teils haben Sie dieses nicht in der Hand, weil Sie empfohlen werden oder der Headhunter sie identifiziert. Sie arbeiten beispielsweise für einen Wettbewerber des Auftraggebers.

Andererseits können Sie Ihre Sichtbarkeit erhöhen und so die Aufmerksamkeit der Headhunter auf Sie lenken:

• Presse. Sie geben Interviews, Ihre Erfolge und Leistungen werden in Wirtschaftsnachrichten erwähnt und dokumentiert.
• Social Media. Sie verfassen Beiträge zu spezifischen Themen in Blogs, bei Twitter oder LinkedIn. Sie Vloggen lieber? Dann laden Sie Ihre Kurz-Videos bei YouTube hoch. Eher Foto-Affin? Dann erstellen Sie einen Account bei Instagram und versehen Sie Ihre Bilder jeweils mit einer Story.
• Selbstverständlich unterhalten Sie aktuelle Business-Profile bei LinkedIn und XING (auf Deutsch und Englisch). Der Einstieg „Über mich“ (XING) oder „Summary“ (LinkedIn) ist nicht nur retrospektiv, sondern auch perspektivisch gepflegt. Die beruflichen Stationen zeigen detaillierte Angaben zu Ihren Aufgaben und Erfolgen. In dieser Weise ist Ihr Profil mit Key-Words versehen über die Sie gefunden werden. Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zeigen noch die fehlenden Schlüsselbegriffe, mit denen ein Headhunter nach Ihnen sucht. Bei XING haben Sie – zusätzlich – die Gelegenheit ein Portfolio zu pflegen. Hier können Sie auf Videos (z.B. Key-Note Vorträge) verlinken, weitere Bilder hochladen oder auch eine Projektliste und ein Kompetenzprofil. Sind Ihre Intentionen (Job-Wechsel) zu eindeutig und passen nicht? Dann schalten Sie das Portfolio lediglich für Headhunter frei.