Angebot & Nachfrage

Es erscheint logisch, dass Gehälter steigen, wenn die Nachfrage nach einer bestimmten Berufsgruppe zunimmt. Bei den Elektro-Ingenieuren ist dieses nicht festzustellen. Die Erläuterung hört sich sehr verklärt an: Die Ingenieure lieben ihren Beruf und arbeiten daher auch ohne eine entsprechende Gehaltssteigerung. Dieses möge im Einzelfall zutreffen.

Persönlich war ich Geschäftsführer der Jafra Cosmetics in den Niederlanden in den Jahren 1999 und 2000. In dieser Zeit von der Dotcom-Blase herrschte Vollbeschäftigung. Krankenhäuser mussten Abteilungen schließen. McDonalds Filialen. Und der Friseur gab jedem Mitarbeiter einen Firmenwagen (Smart) wenn dieser länger als ein Jahr blieb.

Interessanterweise haben Arbeitnehmer in dieser – vergleichbaren – Situation auch keine höheren Gehälter gefordert. Offensichtlich waren monetäre Bedürfnisse gestillt. Nun kam die Lebensqualität. Diese spiegelte sich in Forderungen nach einer flexiblen Arbeitszeit wider. Auf der operativen Ebene fanden sich alle Modelle wieder. Mitarbeiter, die zwei oder drei Tage pro Woche arbeiteten. Andere jeweils von 10.00 bis 16.00 Uhr. Ich war für eine Abteilung mit acht Vollzeitkräften verantwortlich, verteilt auf 17 Mitarbeiter…

Aber auch im mittleren Management war die „Work-Life-Integration“ keine Ausnahme. Und gar auf der Geschäftsführerebene wurde nicht darüber diskutiert, dass der Produktionsleiter beispielsweise nie am Donnerstag zur Arbeit kam. Ein Bekannter von mir war Leiter Controlling bei der RWE-Tochter Essent, führte 125 Mitarbeiter und arbeitete lediglich drei Tage pro Woche. Die beiden anderen Tage war er in der eigenen Steuerberatung tätig.

Mit erscheint, dass Deutschland liebäugelt mit diesem Weg. Für die „neue Generation“ ist die Lebensbalance ohnehin am wichtigsten. Freizeit, Berechenbarkeit, kein zwingender Aufstieg und bevorzugt keine Führungsverantwortung. Dafür Lebensarbeitskonten, Sabbaticals, eine überschaubare Reisetätigkeit und keine Umzüge. Wer mag es ihnen verübeln. Ging die Elterngeneration noch mit Ende 50 in den Vorruhestand, macht sich die Generation Y gefasst auf ein Arbeiten bis 70. Das Geld regelt nicht alles – manchmal sind es die Werte und Überzeugungen!

24.08.2014

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