Arbeitgeberbewertungsportale: Einstieg in ein neues Zeitalter!

Am Faschingsmontag waren wir als Familie bei Freunden in Kleve eingeladen. Er: Bewährungshelfer im Dienste der Justiz. Sie: Erzieherin. Nach wenigen Minuten sprachen beide über die Personalsituation bei ihrem Arbeitgeber. Sie waren sich einig! Es ist kein Personal mehr zu finden.

Für beide war die demographische Entwicklung völlig nachvollziehbar. In der Praxis stellten sie fest, dass die „Alten“ in Rente gehen – und davon gibt es viele. Empirisch sahen sie dass „von unten“ einfach nichts mehr nachkam. Die Gruppenleiterin in der Kita meinte, „sie hätte noch nie erlebt, dass sich auf eine Stellenausschreibung niemand melden würde…“

Nun, das ist statistisch gesehen recht transparent – und hat nichts mit Kaffeesatz zu tun. Wenn sich die Parameter nicht groß ändern, werden die nächsten 15 Jahre fünf Millionen weniger Arbeitskräfte dem Arbeitsprozess zur Verfügung stehen.

Natürlich fallen einige Stellen weg durch Automatisierung. Aber… es kommen auch Funktionen dazu, die es in der Weise von wenigen Jahren noch nicht gab. Wo war der App-Programmierer vor 10 Jahren? Wo der Social Media Manager? Wo der Employer Branding Consultant? Oder der Candidate Experience Manager?

Somit können wir nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass die fünf Millionen die ausscheiden, weiterhin nicht benötigt werden. Im Gegenteil! In den vergangenen Jahren ist die Arbeitslosigkeit von fünf Millionen auf drei Millionen (heute – im Sommer eher 2,5 Millionen) zurückgegangen. Und das, während die verfügbare Arbeitskräfte nicht abgenommen, sondern zugenommen haben.

Zugenommen? Die Wirtschaft hat alle vorhandenen Potenziale angezapft! Wirtschaftskanzleien, Unternehmensberatungen, Krankenhäuser haben Kindergärten gebaut, Teilzeit ermöglicht. Andere Unternehmen haben einen Wäsche-, Einkaufs- und Bügelservice installiert. Mit derzeit 41 Millionen Arbeitnehmern in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis ist ein Rekord erzielt. Dazu kommen noch ca. neun Millionen Selbständige. Aber diese Gesamtzahl von ca. 50 Millionen Berufstätigen wird unweigerlich weniger.

Dabei sieht es nicht danach aus, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften abnimmt. Im Gegenteil. Deutschland bricht alle Exportrekorde. Die privaten Ausgaben gehen in die Höhe. Warum Geld horten gegen 0-Zins (wir sind kein Land der Aktienkultur…) wenn man es auch ausgeben kann? Und Deutschland ist international noch immer sehr gut aufgestellt.

In diesem Wandel vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmermarkt haben – offensichtlich – manche Organisationen noch immer nicht verstanden „was eigentlich los ist.“ „The war for talents“ ist schon längst in allen Branchen und Unternehmensgrößen angekommen. Der öffentliche Dienst erfreut sich zwar über ein unerwartetes Interesse, weiß aber dennoch um die Problematik der Vergreisung.

Top-Ranking Unternehmen wie die Lufthansa bemerken dass es schwieriger wird, qualifizierte Kandidaten zu gewinnen. Headhunter sind verzweifelt da sie keine geeigneten Kandidaten finden – und wenn doch, zögert der Auftraggeber so lange, dass sie sich längst anderweitig entschieden haben (Auszug aus einem Weihnachtsbrief eines befreundeten Personalberaters in Baden-Württemberg). Wie viel mehr haben kleine und mittelständische Unternehmen Schwierigkeiten, Personal zu finden.

Da wundert es, dass die Alarmglocken nicht läuten. In Zeiten der Transparenz kann ein Arbeitnehmer bei Arbeitgeberbewertungsportalen nachlesen, wie es intern im Unternehmen zugeht. Da ist natürlich nicht eine Aussage relevant – und auch nicht 10. Aber der Bauch trügt selten – und die Vielzahl sowie die Authentizität der Unternehmensbewertungen haben eine Aussagekraft.

Vorbei die Zeiten in denen der Informationsfluss noch wesentlich langsamen war – von Mund zu Mund. In dieser Zeit in der die Halbwertzeit des Wissens bei geschätzten 2,5 Jahren liegt, sind manche Unternehmen bereits „tot“ ohne es zu wissen. Wenn der Ruf zu schlecht ist, haben im – derzeitigen Arbeitnehmermarkt – die Bewerber die Wahl für welches Unternehmen sie arbeiten möchten.

Geld, Druck oder Angst können die Problematik für betroffene Unternehmen noch hinauszögern – für kurze Zeit. Es werden aber eine gute Führungskultur, ein angenehmes Betriebsklima, Wertschätzung für Person und Arbeit, Rückmeldungen, Aufstiegschancen, eine hohe Integrität, Nachhaltigkeit, Sinngebung, die Möglichkeit Arbeit und private Interessen in Einklang zu bringen, sowie flexible Arbeitszeitmodelle und die Auswahl einer Fach- oder Führungskarriere gewinnen!

Für diese Unternehmen entscheiden sich die besten Mitarbeiter. Sie bieten herausragende Produkte und Dienstleistungen an. Sie erhöhen ihre Margen – auch durch Innovation. Mit diesen Deckungsbeiträgen können sie ihre Mitarbeiter bessere Gehälter zahlen. Darüber wird auf den Arbeitgeberbewertungsportalen berichtet. Und so schließt sich der Kreis!

18.02.2015