Bewerberdatenbank: Gefunden werden statt zu finden?

In Zeiten der Arbeitnehmerknappheit gelangen Mitarbeiter zu einem neuen Selbstbewusstsein. Das ist berechtigt. Viele Jahre saß der Arbeitgeber am längeren Hebel. Es ist mittlerweile realistisch, dass ein Unternehmen um Angestellte werben muss. Die Nachricht ist nicht neu. Viele Berater verdienen ihren Unterhalt mit dem Erarbeiten von einem „Employer Branding Strategy“, dem Optimieren der „Candidate Experience“ oder dem Suchen eines „Chief Happiness Officers“.

Nachdem der Arbeitgeber neue Wege geht, macht es sich der Arbeitnehmer zunehmend bequemer. Von Active Sourcing ist die Rede. Nun, soll sich der Unternehmer doch bemühen. Es ist komfortabel, im den Weiten des Internets auffindbar zu sein. So wie ein Schnitzeljagd. Ich lege einige Spuren. Bausteine sind auffindbar. Wenn der neue Chef mich googelt, kommen die Puzzlestücke zusammen und ergibt sich im besten Fall ein Gesamtbild. Nach dem Motto: Das Ende des Lebenslaufs. LinkedIn ersetzt CV.

In dieser Denke passt die Bewerberdatenbank! Sie ist nicht neu. Aber es wundert nicht, dass sie mal in den Fokus gerät. Die Idee ist betörend. Bei LinkedIn und XING kann ich nicht allzu offensiv mit meinen Kompetenzen werben. Bei der Lebenslaufdatenbank eines Karriereportals sieht das anders aus.

Karriereportal? Da werden doch die Jobs ausgeschrieben? Monster, Stepstone, Jobware, Jobleads, Indeed.com, Stellenanzeigen & Co. In der  Tat! Viele dieser – im Volksmund – „Jobbörsen“ unterhielten vom Anfang an auch die Möglichkeit, dort einen Lebenslauf zu hinterlegen.

Bewerber waren gelegentlich zögerlich aus Angst, dass der Nachbar sie dort abends finden könnte. Die Ängste waren bereits immer unbegründet. Einmal wäre es Zufall, wenn dieser unter 300.000 Lebensläufen gerade meinen heraussucht. Noch weniger wahrscheinlich war, dass er bereit wäre, für das „Fischen“ 7.400 Euro zu zahlen (einmal bei Monster auf den Buttom „Für Arbeitgeber“, rechts oben klicken). Wer zu 100 Prozent auf Nummer Sicher gehen wollte, war in der Lage, den Eintrag zu anonymisieren.

Nachdem nun der Scheinwerfer auf diese Option gerichtet wird, poppen erneut Gedanken der Bequemlichkeit hoch. Einmal eintragen, dann die Füße hochlegen. Ich bewerbe mich nicht beim Arbeitgeber. Sie stehen Schlange bei mir.

Ist es alles so einfach? Sollten wir uns mit einem Profil in die Komfort-Zone hinein bewegen und die Angebote auf uns zukommen lassen? Nun, ganz so einfach ist es dann doch wohl nicht:

·         In Deutschland existieren ca. 1.000 Internet-Portale. Generalisten, Spezialisten, geographischer Schwerpunkt, Branche-Spezialisierung, usw. Somit stellt sich schon mal die Frage, wo man sich eintragen möchte. Mit dem Hochladen einer PDF-Datei ist es meistens nicht getan. Es werden individuelle Angaben verlangt. Unter 45 Minuten gelingt das Anlegen eines Profils nur selten.

·         Dann stellt sich die Frage als was man gefunden werden will? Die wichtigste Bezeichnung für das Matching ist der Job-Titel. Ich etabliere keinen Bauchladen und hoffe entdeckt zu werden. Nein, ich muss Farbe bekennen und kundtun als was ich arbeiten möchte.

·         Matcht der „Leiter Einkauf“ aber mit der Suche des Headhunters für seinen US-Kunden der einen „Procurement-Manager“ einstellen möchte? Oder ist da die Rede von einem „Purchase-Expert?“

·         So kommt man nicht herum, den“ Kundendienst-Leiter“ mal auszutauschen gegen den „Customer-Care Manger“ oder den „Customer-Service Specialist“…

·         Auch bei Eindeutigkeit der Stellenbezeichnung ist ein Update einmal im Monat ein Muss. Sonst ist man eine Karteileiche, denn die letzte Aktualisierung wird angezeigt (wie im obigen Beispiel von Monster für Arbeitgeber ersichtlich).

·         So kommt richtig Stress auf, denn das Jonglieren mit Positionsbezeichnungen und das Updaten des Profils soll in allen Jobbörsen vorgenommen werden.

·         Dann muss ich noch entscheiden, ob ich mein Profil offen oder anonym schalten möchte.

Es wird klar: Es ist wohl nix mit einer einmaligen Aktion. Sollte man deshalb das Kind mit dem Badewasser wegwerfen? Nicht zwingend. Die Kirche soll aber im Dorf bleiben. Wer eine Strategie entwickelt, wie der verdeckte Arbeitsmarkt erschlossen werden kann, soll – auch – auf diese Option zurückgreifen.

Wenn es aber nach Pareto geht und die Frage im Raum steht, wo die 20 Prozent der Energie investiert werden soll, die zu 80 Prozent des Ergebnisses beiträgt, dann nicht hier! Es sind die Initiativbewerbungen zu bevorzugen, die Kontakte zu den Headhunter sowie das Erarbeiten eines aussagefähigen XING– und LinkedIn-Profils.

Die Einträge in der Lebenslaufdatenbank gehören z.B. zusammen mit dem Schalten einer Stellensuchanzeige in der FAZ zu den 80 Prozent des Aufwandes die mit einer Erfolgschance von 20 Prozent belohnt wird. Immerhin!