Es steht nicht gut um die Bereitschaft zu führen…

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Lediglich 14 Prozent der Mitarbeiter streben eine Führungsposition an. Die Studie „Initiative Chefsache“ aus Oktober 2020 vermittelt diese Erkenntnis die immerhin im Manager Magazin veröffentlicht wurde.

Vor 20 Jahren war das noch anders. Es herrschte eher eine sportliche Einstellung in der Wirtschaft vor. „Mal schauen, wie weit ich komme“. Da ein Gehaltssprung häufig mit einem Aufstieg in der Hierarchie verbunden war, standen in dieser Zeit immer Anwärter zur Verfügung, wenn eine Führungsposition zu vergeben war.

Fach- und Führungskarriere

Vor 10 Jahren wurde eine logische Diskussion geführt, die sich aber nie hat durchsetzen können. Arbeitgeber waren bestrebt, Fachkarrieren gleichwertig (also, auch monetär) auszurichten wie Führungskarrieren. Die Logik war bestechend. Führen ist – auch – eine Kompetenz. Dazu sollte keiner gezwungen werden, der sich in einem Unternehmen weiter entwickeln wollte. Darüber hinaus waren Firmen bestrebt, Mitarbeiter in Zeiten des Fachkräftemangels zu binden. Dazu boten sich die fachlichen Karrieren an für die welche nicht führen wollten oder konnten. Auch wenn Ansätze weit fortgeschritten waren und einige Unternehmen die Ideen in die Praxis umsetzten, hat dieses Modell nie gefruchtet.

Generation Y & Führung

Zunehmend kam die Generation Y in Führungspositionen. Besser gesagt: Sie kam in das Alter (bzw. in die Seniorität) in dem sie Führung übernehmen sollte. Nun stellte sich heraus, dass lediglich 20 Prozent der Jahrgänge ab 1980 bereit waren, Mitarbeiterführung zu übernehmen – mit abnehmender Tendenz. Sie war so sehr in Verbindung mit Freunden und Kollegen aufgewachsen, dass keine Lust „von der Basis in eine Chef-Funktion“ zu treten, sichtbar wurde.

Boston Consulting schockte September 2019 mit einem Bericht, der aussagte, dass nur noch sieben Prozent der Mitarbeiter in den kommenden fünf bis 10 Jahren die Mitarbeiterführung anstrebt. Nachdem die Demografie zunehmend mehr Erwerbstätige in den Arbeitsprozess hineinbrachte, schien sich die Notwendigkeit, eine Führungsposition zu übernehmen, zu verringern.

Unbequemlichkeit der Führung

Die Abkehr von der Führung hat nachvollziehbare Gründe:

  • Die Führungskraft macht es nie allen recht und muss mit Konflikten, Widerständen und Energieaufwand rechnen.
  • Führen ist mit einer Vereinsamung verbunden, da eine Integration im Team, wie die anderen Mitarbeiter, nicht möglich ist.
  • Es gilt die Vorbildfunktion und die vorgesetzte Stelle steht immer unter Beobachtung und auf dem Präsentierteller.
  • Die Bücher über die perfekte Führung nehmen kein Ende. Das Internet multipliziert das Wissen. Somit ist eine hohe Transparenz bezüglich „guter Führung“ an der sich die Führungskraft ständig messen lassen muss.
  • „Wer Führung anstrebt, entscheidet sich dafür, verletzt zu werden“ sagte ein Mentor von mir einmal. Nicht jeder hat dazu Lust.

Die Kehrseite der Medaille – aus Mitarbeitersicht

Ich habe einige Male eine exzellente Führung genossen. Diese hat mein Leben bereichert und dazu geführt, dass ich mit Freude zur Arbeit gegangen bin. Warum?

  • Mein Potenzial (sowie die Kompetenzen meiner Mitarbeiter) wurde erkannt. Meine Fähigkeiten wurden entwickelt. Ich wurde in meiner Persönlichkeit gefördert.
  • Meine Führungskraft war ein Coach und Mentor. Es wurde Zeit zur Erläuterung von Entscheidungen in mich investiert und ein Wissen vermittelt, das ich in der Theorie nie hätte lernen können.
  • Unzureichende individuelle Leistungen im Team wurden angesprochen. Dieses führte zu einem Gerechtigkeitsempfinden. Nie kam der Gedanke auf, dass gute Ergebnisse nicht anerkannt wurden.
  • Gute Führung bewirkte Sicherheit. Meine Führungskraft verfügte über eine charakterliche Reife und eine fachliche Kompetenz. Mit den Entscheidungen war ich einverstanden und ich gewann den Eindruck, dass mein Leben an dieser Stelle gut investiert war.
  • Aufgrund des Vorlebens der Exzellenz wurde ich in der Praxis inspiriert durch eine herausragende Kommunikation, einem professionellen Konfliktmanagement sowie eine überzeugende Entscheidungsfindung.

Ich war dankbar, dass diese Personen bereit waren – trotz Unannehmlichkeiten – diese Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht bist Du die nächste Führungskraft?