Jeder kennt BMW in München, Daimler in Stuttgart und vielleicht L’Oréal in Düsseldorf. Aber wie sieht es aus mit Wittenstein in Igersheim, Herrenknecht in Schwanau oder Grimme in Damme?
Die erste Gruppe gehört zu den Top10 aus dem Arbeitgeber-Ranking (aktuelle Ausgabe der Wirtschaftswoche). Dazu befinden sich diese Arbeitgeber in attraktiven Metropolen. Dieses führt dazu, dass diese Unternehmen pro Jahr ca. 200.000 Initiativbewerbungen erhalten.
Und da viele sowohl in München wohnen als auch bei BMW arbeiten möchten, kann es sein, dass auf eine ausgeschriebene Stelle viele hundert Bewerbungen eingehen. Nun klafft die Schere plötzlich sehr weit auseinander. Der Ingenieur liest über den Fachkräftemangel – und erhält dennoch keine Einladung zum Vorstellungsgespräch bei BMW, Daimler oder Porsche. Im schlimmsten Fall beginnt der arme Mensch seine Qualifikation anzuzweifeln.
Wie bereits in anderen Kommentaren angerissen, finden hier viele unglückliche Aspekte zusammen.
- Bewerbung an die beliebtesten Unternehmen Deutschlands.
- Dazu in den bevorzugten Metropolen.
- Reaktion auf ausgeschriebene Stellen – wobei es bei diesen Unternehmen mit einer Initiativbewerbung auch nicht viel besser aussieht.
- AGG: Das Unternehmen „darf“ nicht sagen, wie das Anforderungsprofil „eigentlich“ aussieht (s. dazu meinen Beitrag von vor einigen Tagen).
- Realistische Inkompetenz vieler Unternehmen, qualifizierte Vorstellungsgespräche zu führen. Dieses wird – aus verständlichem Grund – der Fachabteilung überlassen, die über viele Kompetenzen verfügt; nicht zwingend über die Fähigkeit adäquate Interviews zu führen. Die Konsequenz: Häufig wird eine Einladung auf Grund eines hübschen Bewerbungsbildes ausgesprochen oder die Einstellung findet wegen der Sympathie statt.
Gibt es denn keine anderen Methoden, sich effektiver zu bewerben? Ja – doch!
Die oben erwähnten Unternehmen gehören zu den sogenannten „Hidden Champions.“ Allesamt Weltmarktführer in ihrem Bereich. Häufig mit Umsätzen im Milliardenbereich mit Mitarbeitern in vierstelliger Höhe. Warum sind diese dann unbekannt? Nun, der Bezug zu einem BMW ist deutlicher sichtbar und emotionaler als zu einem Hersteller von Lackieranlagen, Bremsen oder Robotern. Wenn sich diese dazu noch abseits der Metropolen befinden, fällt die Entscheidung für eine Bewerbung schon schwerer.
Es soll aber nicht übersehen werden, dass sich solche Unternehmen die sich weiter unten „im Ranking“ befinden, öfters etwas einfallen lassen damit sie an Attraktivität gewinnen. In meinem Seminar Job-Hunting erzählte eine Teilnehmerin die bei GEA (immerhin in Düsseldorf angesiedelt und nicht in z.B. Wertheim…) arbeitete, dass dieses Unternehmen neben einem Kindergarten für Frauen auch einen Einkaufs-, Wäsche- und Bügelservice anbot. Nun, es erwirtschaftet immerhin 4,3 Milliarden € und muss dazu auch künftig in der Lage sein.
Persönlich habe ich einmal eine Initiativbewerbung an einen Hersteller und Versender von Nahrungsergänzungsmitteln gesendet mit 50 Mio. € Umsatz – und dieses Unternehmen hatte noch nie eine Initiativbewerbung gesehen. Konsequenz: ich wurde sofort von beiden Gründern und Geschäftsführern eingeladen und hatte die Auswahl aus drei Jobs. Fazit: Mit abnehmender empfundenen Attraktivität des Arbeitgebers steigt die Wahrscheinlichkeit auf sowohl eine Einladung zum Vorstellungsgespräch als auch auf ein Angebot.
Die „Hidden Champions“ sind im Internet einfach zu finden. Wie die Karte im beiliegenden Artikel genau funktioniert, vermag ich nicht zu sagen. Es lohnt sich, die Quelle einmal anzuschauen. Aber eins wird deutlich: Es gibt eine Reihe von großen „unbekannten“ Unternehmen die häufig „händeringend“ (WiWo) nach Fachkräften suchen.
02.12.2014