Ist die Generation Y wirklich so anders?

Die ersten Berichte über die Generation Y waren spannend. Sinngebung, Flexibilität, Work-Life Balance und wenig Führungsverantwortung! Alles hohe Ansprüche. Erst richtig interessanter war die Reaktion der Arbeitgeber. Sie nahmen die Millenials ernst!

Es entstand ein Mythos um die Digital Natives. Eine Mischung aus Che Guevara, Reinhold Messner, Mutter Theresa und Paris Hilton. Unternehmen wie Audi beteuerten, dass es Karrierepfade, Arbeitszeitmodelle und Sozialleistungen neu überdenken musste. Helden waren geboren.

Kaum eine Zeitschrift kam ohne die Mystifizierung der Generation Y aus. Unsereiner fühlte sich fast schuldig. Waren wir nur Sklaven des Mammons gewesen? Konformisten? Hatten wir unsere Ideale über Bord geworfen? Waren uns Familie und Freizeit nicht wichtig gewesen?

Hinter vorgehaltener Hand wurde immer öfters die Frage laut, ob die neue Generation wirklich so anders war. Viele Babyboomers erkannten in den Idealen der Geburtsjahrgänge 1980 – 2000 die eigenen Sehnsüchte und Wertvorstellungen.

Die geburtsstarken Jahrgänge hatten aber noch etwas anders erlebt. Als sie einen Job gesucht haben, wurden ihre Wünsche ignoriert. Der Chef machte die Vorgaben. Der Mitarbeiter hatte zu folgen. Wenn nicht, gab es noch 10 andere, die den Arbeitsplatz übernommen hätten.

Gab es keine Ideale? Mitnichten! Bereits Romano Guardini beschrieb 1967 in seinem Buch „Die Lebensalter“ die Krise zwischen Idealismus und Realität um die 30. Nur, die Ideale zogen häufig den Kürzeren. Und die Realität war in den meisten Fällen die Anpassung. Um der Arbeit willen!

Die Konsequenz: Arbeitgeber sahen keine Notwendigkeit zur Beweglichkeit. Wozu ein Eingehen auf die Bedürfnisse der Bewerber? Das Machtgefüge wurde zementiert. Über Jahrzehnte hinweg. Nach dem Abebben des Wirtschaftswunders (und dem damit einhergehenden Wandel eines Arbeitnehmer- in einen Arbeitgebermarkt) lag die Macht der Arbeitsplatzbesetzung bei den Unternehmen.

Allmählich und seit Kurzem gibt es ein Aufwachen. Das einfach damit zusammenhängt, dass der Nachwuchs – dem demografischen Wandel geschuldet – knapp wird. Die logische Konsequenz: „Der Preis“ für die raren Güter geht in die Höhe. Dieses geschieht. Zwar deutlich weniger monetär. Das fordert die seltene Spezies auch gar nicht. Sie fordern Aspekte, die das Leben angenehmer machten.

Kommt der Generation Y keine Vorreiterrolle zu? Sehr wohl! Wir sollten aber die Kirche im Dorf lassen. In Spanien, Griechenland und Portugal gibt es die Millenials auch. Ohne dass die Unternehmer für sie einen Kniefall machen. Da knien die Digital Natives noch immer vor dem Arbeitgeber. Häufig ohne Ergebnis. Sie kommen dann nach Deutschland. Und hier arbeiten die Akademiker als Kindermädchen, bei McDonalds oder als Taxifahrer.

Schmälert das die Leistung der Generation Y? Nun, das Ergebnis ist sehenswert. Denn das erste Mal seit knapp 50 Jahren müssen sich die Unternehmen bewegen. Der Kampf um die knappen Güter ist entbrannt. Ganz zum Vorteil aller Bewerber. Das ist weniger der Kühnheit der nun 20 bis 35-Jährigen zu verdanken. Es ist der Tatsache geschuldet, dass sie mehr Möglichkeiten hatten, ihre Interessen durchzusetzen!

Davon profitieren aber alle Arbeitnehmer. Kitas werden meistens nicht freiwillig gebaut. Ein Bügel-, Wäsche- und Einkaufsservice nicht aus Nächstenliebe ins Leben gerufen. Die Lebensarbeitszeitkonten wurden nicht aus Langeweile geboren. Und Sabbaticals werden nicht angeboten, weil es die Planung für Unternehmen leichter macht. Gleichwohl begegnen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber zunehmend auf Augenhöhe. Ob dieser Tatbestand als Errungenschaft der Generation Y in die Geschichtsbücher eingeht?

Ich wünsche erholsame, inspirierende und wertvolle Ostertage.

Vincent Zeylmans

03.04.2015