Kündigung

Diese Woche war ich mit drei Personen in Verbindung die eine Kündigung erhalten hatten. Wir hören täglich über dieses Phänomen. Wir kennen in unserem Bekanntenkreis Freunde die betroffen waren. Und wir relativieren die Gründe. Anders sieht es aus, wenn wir es uns selbst trifft. Es fällt dann meistens schwer, die erforderliche Distanz zu gewinnen. Wir erzählen darüber in einer Art und Weise, die jedes eigene Verschulden ausschließt. Und wir fragen uns: „Warum ich?“ In Nebensätzen reden wir über den Chef der uns nie mochte und den Tatbestand der Restrukturierung nun als Vorwand genommen hat. Oder die strategische Entscheidung der Zusammenlegung war falsch und das Unternehmen „wird noch sehen was davon die Konsequenzen sind…“

Wir lesen recht unbeteiligt, dass sich andere Unternehmen von tausenden Mitarbeitern trennen. Es ist – in unserer Vorstellung – aber unfassbar, dass unser Bereich eine Zukunft haben sollte ohne uns. Wir haben doch die Kundenverbindungen aufgebaut. Wir kennen die Historie. Kein anderer kennt das System, die Produkte wie wir. Kunden wollen nur uns und könnten abspringen nachdem wir weg sind. Unsere Gedanken kreisen sich um uns und uns und uns…

Dabei steigen im Schnitt 500.000 Angestellten monatlich aus dem Arbeitsprozess aus (und genauso viele finden wieder einen neuen Job). Häufig sind die Gründe banal:

– Unternehmenszusammenschlüsse sind an der Tagesordnung.

– Die Konsequenz: einen Einkauf gibt es nun in Brüssel und Barcelona. Eine Verteilerzentrale in München und Madrid. Oder die ICT in New Delhi und Neuss. Niederlassungen werden geschlossen. Und möglicherweise sind Sie betroffen. Ohne dass dieses irgendetwas mit Ihrer Leistung zu tun hätte.

– Durch „Mergers und acquisitions“ entstehen Redundanzen beim bestehenden Personal – auch wenn Standorte nicht zusammengelegt werden. Häufig setzt der „Käufer“ auf seine Mitarbeiter, die eine Vertrauensstellung haben. Die Mitarbeiter des übernommenen Unternehmens können gehen.

– Bitter aber wahr: Erfolg hängt auch immer mit Chemie zusammen. Jemand kann 25 Jahre ein „Hero“ sein – unter alter Führung. Kommt ein neuer Chef, passt der Sympathiefaktor nicht länger und der gestrige Held ist in der Neu-Konstellation der „Loser.“

– Es geht Deutschland gut – und doch werden Unternehmen täglich in die Insolvenz geführt.

Dieses alles geschieht – und hat wenig mit den eigenen Leistungen und Qualifikation zu tun. Wenn Kandidaten mir aber „kurz“ ihren Werdegang erläutern, bleiben sie – wie beim Sprung in der ehrwürdigen Schallplatte – an diesem Ereignis hängen und können sich davon nicht lösen.

Das ist nachvollziehbar – denn auch der Artikel redet von einer Trennung der (Arbeits-)Beziehung. Es findet ein „sterben“ statt, eine Trennungsschmerz, ein Abschied. Dieser Prozess kann nur schwer abgekürzt werden, obwohl die Zeit drängt.

Hier ist Relativierung im Spannungsfeld gefragt. Denn es ist in einer Partnerschaft ungesund, eine neue Beziehung einzugehen, wenn die Schmerzen des alten Zusammenseins noch mitschwingen. Gleichzeitig kann sich kaum einer den Luxus leisten, zu lange in der Zeit der Aufarbeitung zu bleiben.

Nach vorne schauen hängt – auch – mit einer Willensentscheidung zusammen. Denn, irgendwie, sind Selbstmitleid und Schuldzuweisung „befriedigend“ – und zerstörend! Im Gegenzug wirken ein loslassen und gar Vergebung befreiend.

Aus der Beobachtung heraus finden die Klienten am ehesten den Einstieg in ein neues Angestelltenverhältnis, die Verantwortung übernehmen, auf die Zukunft ausgerichtet sind, nicht nachtragen, keine Bitterkeit zulassen, einen gesunden Optimismus zulassen und nicht von einer negativen Erfahrung darauf schließen dass es nur noch gilt, sich in Zukunft zu schützen, abzukapseln und den Mitmenschen grundsätzlich Misstrauen entgegen zu bringen. Darüber redet auch der Artikel – mit mehr Tiefe in der zweiten Hälfte.

04.12.2014