Leseprobe aus Kapitel 6: Vom Traditionalisten bis Generation Z – Nutze Deine Chance

Im ersten Kapitel haben wir uns bereits mit dem exponentiellen Anstieg des weltweit verfügbaren Wissens beschäftigt und erfahren, dass 90 Prozent aller Daten in den vergangenen zwei Jahren generiert wurden. Das ist eine unvorstellbare Menge und hat unter anderem eine signifikante Bedeutung für die Prägung und das Miteinander der Generationen, die heute gleichzeitig unter einem Firmendach arbeiten.

Es ist nicht neu, dass mehrere Generationen zusammenarbeiten. Es ist jedoch das erste Mal in der Geschichte, dass diese sich derart stark voneinander unterscheiden. Auch in der Vergangenheit war es üblich, dass Jüngere frischen Wind in die Unternehmen brachten. Dennoch konnten sie den Älteren nicht das Wasser reichen. Die Hochschulabgänger brachten zwar neue Ideen und innovative Methoden mit, aber es waren die Führungskräfte mit Lebens- und Berufserfahrung, die an den Schaltern der Macht saßen und kreative Gedanken in bestehende Systeme integrierten.

Der neue Unternehmensalltag

Diese Ordnung wird nun auf den Kopf gestellt – zum Leidwesen vieler Fach- und Führungskräfte der Generation 50 plus, welche die neuen Spielregeln noch nicht begreifen. Daher befassen wir uns in diesem Kapitel mit der Identität der verschiedenen Generationen. Alle verfügen über individuelle Eigenarten. Nur wer diese Alleinstellungsmerkmale – in respektvoller Abgrenzung zu den anderen Generationen – versteht, kann erfolgreich sein.

Die persönlichen USPs werden im Anschreiben, im Profil der Unterlagen, im Vorstellungsgespräch sowie im Verhalten und in der Kommunikation während der Probezeit und darüber hinaus zum Ausdruck gebracht. Beim Bewerben 4.0 wird auf Selbstreflexion und Flexibilität im Umgang mit Vor gesetzten, Kollegen und Mitarbeitern gesetzt. Es ist von Bedeutung, Abstand von Gesetzmäßigkeiten der Vergangenheit zu nehmen. Wurde vor 20 Jahren Erfahrung noch stets honoriert, ist dies heute nicht immer der Fall. Auf den Chefarzt oder Chirurgen mag das immer noch zutreffen, aber auf den 48-jährigen Marketing-Manager mit einer Spezialisierung auf Direkt-Marketing weniger. Dieser wird mit einer neuen Generation konfrontiert, die einen anderen Zugang zu Social Media, Google Analytics und dem Thema „Search Engine Optimization (SEO)“ vorweist – Stichwort „Digital Natives“.

Reifere Führungskräfte trauern der Vergangenheit deshalb häufig nach. Es gibt jedoch auch viele, die sich der veränderten Welt stellen und aktiv einen Mentalitätswandel vollziehen. Sie unterstreichen gezielt ihre Stärken wie Besonnenheit und Disziplin, die Tatsache, dass sie vieles schon gesehen haben, dass sie Konflikte souveräner lösen und diplomatischer kommunizieren. Gleichwohl sind sie sich dem Bedarf an jungem Nachwuchs bewusst und sehnen sich nicht vorwurfsvoll nach der Vergangenheit. Sie versinken nicht in Selbstmitleid, verzichten auf Schuldzuweisungen und entwickeln sich lieber weiter. Vielleicht lösen sie sich sogar von ihren bisherigen Gehaltsansprüchen und leben eine neue Jugendlichkeit, die auch äußerlich sichtbar sein kann. Nicht umsonst ist 50 das neue 30, wie zahlreiche Bücher und Artikel postulieren. Nun wollen wir uns die unterschiedlichen Generationen genauer anschauen, damit wir mit diesen Erkenntnissen unsere Bewerbungsaktivitäten optimieren können.

Verständnis für die unterschiedlichen Generationen

Bewerber, die der Generationenvielfalt offen gegenüberstehen, sind klar im Vorteil. Ich führe Führungskräftetrainings im Gesundheitswesen durch. Viele Chefärzte und Pflegedienstleiter sind etwas irritiert (milde ausgedrückt) wegen der Forderungen der nachrückenden Generation. Es gibt jedoch (immer mehr) Ausnahmen, die Neuzugänge aus anderen Generationen als Ergänzung und Bereicherung sehen. Es wäre natürlich unrealistisch zu behaupten, dass mit einer positiven Grundeinstellung gleich alle Spannungen aufgelöst wären. Sie macht allerdings den Unterschied und ermöglicht erfolgreiche Zusammenarbeit.

Wer sich selbst reflektiert, dies verbal und schriftlich zum Ausdruck bringen kann und die Erkenntnisse im Alltag lebt, ist fit für das Bewerben 4.0.

In einer schriftlichen Bewerbung ist es für Vertreter der Generation X oder Babyboomer erst einmal schwierig zu zeigen, dass sie in der Lage sind, gut mit der Generation Y zusammenzuarbeiten. Aber wenn es im Interview darum geht, wie sie gerade auch jüngere Mitarbeiter gewinnen, einbinden und führen würden, können sie sich von den Mitbewerbern durch das Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen abheben.

Genauso kann ein Vertreter der Generation Y oder Z im Vorstellungsgespräch natürlich sofort Punkte sammeln, wenn er die Ansicht vertritt, dass persönliche Bedürfnisse auch mal hinter Unternehmensinteressen zurücktreten müssen.

@metropolitan.verlag

Auszug aus meinem neuen Buch „Bewerben 4.0“ das seit dem 15. Januar im Handel erhältlich ist:

Kapitelübersicht:

1 Bewerben 4.0: Verstehe die Welt

2 Positionierung auf dem Arbeitsmarkt: Folge deiner Leidenschaft

3 Resilienz: Sorge für dich selbst

4 Konvergente Entwicklung: Konzentriere dich auf das Wesentliche

5 Divergente Entwicklung: Mach dich sichtbar

6 Von Traditionalisten bis Generation Z: Nutze deine Chance

7 Neue Beschäftigungsverhältnisse: Gestalte dein Leben

8 Vertrauen: Baue ein Beziehungsnetzwerk auf

9 Das Jobinterview: Zeige deine Persönlichkeit

10 Rückkehr der Tugenden: Perfektioniere den Umgang mit Menschen