Leseprobe aus Kapitel 7: Neue Beschäftigungsverhältnisse – Gestalte Dein Leben

Neue Lebensentwürfe

Auf dem HR-Blog Personalerbox von Nadja Mütterlein heißt es: „Ich bin Nadja Mütterlein. Personalerin, Digitale Nomadin, 100 Prozent Vertreterin der Generation Y und Gründerin von Remote Talents. Mit meinem HR-Blog und meinen Erfahrungen als digitale Nomadin möchte ich sowohl Offenheit und Transparenz über die Gedanken und Werte meiner Generation schaffen, neue Arbeitsweisen im Sinne von Arbeit 4.0 aufzeigen und kritisch hinterfragen, als auch auf unkomplizierte Weise zum Denkanstoß anregen und damit langsam aber stetig eine Mindsetveränderung in Unternehmen schaffen.“

Schöne Worte von Frau Mütterlein, die geerdeter sind, als es möglicherweise auf den ersten Blick erscheint. Nadja war und ist bei Bosch in der Personalabteilung beschäftigt und Ansprechpartnerin für 550 Mitarbeiter. Sie bewirbt sich bei einem „Remote-Programm“ und kann ein halbes Jahr um die Welt reisen und digital ihre Arbeit erledigen. Sie schreibt in einem Blog darüber: „Und das brauchen wir aus meiner Sicht: Unternehmen, die Lust haben, Pionier einer neuen Arbeitskultur zu sein, die die Bereitschaft aufbringen, etwas völlig Neues auszuprobieren und ihren Mitarbeitern dabei vertrauen. Wir müssen aus der Routine ausbrechen, Neues wagen, Chancen nutzen und dem digitalen Wandel begegnen, wo es eben möglich ist. Gleichzeitig weiß ich aber auch, wie groß die Ängste in Unternehmen sind, sich solch neuen digitalen Arbeitsweisen zu stellen.“

Neben ihrem Angestelltenverhältnis gründet sie „Remote Talents“ und hilft anderen reisenden Arbeitnehmern, ihren Arbeitsalltag ortsunabhängig nur mit Laptop und Smartphone zu gestalten. Nadja ist in mehreren „Quadranten“ gleichzeitig beschäftigt und zeigt, was möglich ist.

„Die freie Wahl von Arbeitsort und -zeit steigert die Zufriedenheit der Mitarbeiter, liefert bessere Arbeitsergebnisse und stärkt die Kreativität“, sagt Christoph Kübel, Arbeitsdirektor bei Bosch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Uwe Schirmer ist bei Bosch für Personalgrundsatzfragen zuständig und berichtet von einer bedeutenderen Veränderung der Arbeitswelt in den vergangenen drei Jahren als im gesamten vorangegangenen Vierteljahrhundert. „Es ist eine große Kulturveränderung weg von einer Präsenz-, hin zu einer Ergebniskultur“, sagt er 2017 in der FAZ.

Im Jahr 2006 veröffentlichten Sascha Lobo und Holm Friebe das Buch Wir nennen es Arbeit und beschrieben darin die Zukunft, die heute in der Tat sichtbar ist. Natürlich kommen ihnen der wirtschaftliche Aufschwung sowie die demografische Entwicklung entgegen. Stellvertretend für viele meint Wirtschaftsinformatiker Björn Niehaves von der Universität Siegen in der FAZ: „Der demografische Wandel zwingt Unternehmen, Mitarbeitern mehr Freiraum zu geben“. Im selben Artikel von Nadine Bös ist ein Bild mit der Überschrift Laptop + ich = Arbeit abgedruckt. Darauf sieht man einen Mitarbeiter im Liegestuhl unter Palmen sitzen, Laptop auf dem Schoß, To-do-Liste in der Hand.

Nicht für jeden kommt dieser Weg infrage. Die Anzahl der Freiberufler hat während der vergangenen Jahre allerdings signifikant zugenommen. Nicht alle liegen am Strand. Aber die Autonomie ist für die meisten die Motivation zur selbstständigen Tätigkeit, egal, wo sie erledigt wird.

Ist das auch für mich möglich?

Nun siehst du dich möglicherweise noch immer als Beobachter der Entwicklungen – und nicht als jemanden, für den so etwas infrage kommt. Das muss natürlich auch nicht sein. Jede Veränderung fängt im Kopf an. Der Goldfisch, der ein Jahr lang im Glas seine Runden schwimmt, wird damit vielleicht weitermachen, wenn er im Teich ausgesetzt wird. Nur wenn er merkt, dass das Glas verschwunden ist, wird er die Freiheit genießen.

2009 erhielt ich von einem Kunden die Anfrage, ob ich bei ihm die Geschäftsführerfunktion einer zu gründenden Akademie übernehmen wollte. Ich erwiderte, dass ich dieses Angebot gern annehme, allerdings nur drei Tage pro Woche. Wir beide sahen Vorteile in diesem Arbeitszeitmodell. Ich hatte die Möglichkeit, mich noch in weiteren Tätigkeitsfeldern zu bewegen. Ihm gefiel der Vorschlag finanziell. Wir waren der Meinung, dass die Aufbauarbeit auch in einem 60-Prozent-Angestelltenverhältnis erfolgen konnte. Der Opel-Slogan „Umparken im Kopf“ trifft auf uns alle zu!

@metropolitan.verlag

Auszug aus meinem neuen Buch „Bewerben 4.0“ das seit dem 15. Januar im Handel erhältlich ist:

Kapitelübersicht:

1 Bewerben 4.0: Verstehe die Welt

2 Positionierung auf dem Arbeitsmarkt: Folge deiner Leidenschaft

3 Resilienz: Sorge für dich selbst

4 Konvergente Entwicklung: Konzentriere dich auf das Wesentliche

5 Divergente Entwicklung: Mach dich sichtbar

6 Von Traditionalisten bis Generation Z: Nutze deine Chance

7 Neue Beschäftigungsverhältnisse: Gestalte dein Leben

8 Vertrauen: Baue ein Beziehungsnetzwerk auf

9 Das Jobinterview: Zeige deine Persönlichkeit

10 Rückkehr der Tugenden: Perfektioniere den Umgang mit Menschen