Bewerbungsbild

Bewerbungsbild: die wahre Bedeutung …

In den USA machen Bewerber keine Angaben zum Alter, Geschlecht, zur Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit – geschweige denn, dass ein Bewerbungsbild mitgeschickt wird. Aber so weit müssen wir gar nicht gehen. Auch bei den niederländischen Nachbarn liegt nur der Hälfte der Bewerbungen ein Foto bei. In Deutschland jedoch spielen Bewerbungsbilder eine herausragende Bedeutung.

Je „professioneller“ der Personalleiter, umso mehr wird er sich von dieser Aussage distanzieren. Wenn auch Lektüre zirkuliert, dass es einen Zusammenhang zwischen den Gesichtszügen und dem Charakter des Kandidaten gibt, wurde diese These wissenschaftlich nie belegt. Dennoch kann sich keiner der emotionalen Wirkung eines Bildes ganz entziehen, und über die Sympathiewirkung hinaus erlaubt ein Bild – wie die ganze Bewerbung – Rückschlüsse auf die Person des Bewerbers.

In kleineren Unternehmen ist es aber durchaus üblich – sicherlich bei „gleicher Qualifikation der Bewerber“ – dass ein Bewerbungsbild über eine Einladung oder auch eine Nicht-Einladung entscheidet. Somit ist es leichtsinnig, ein Bild lediglich als „Formalität“ zu betrachten.

Worauf ist beim Bild zu achten:

Wähle den richtigen Tag! Wenn man gestresst, gehetzt, genervt ist – oder das Bild schnell in der Mittagspause erstellen lassen möchte, sieht man dieses dem Ergebnis an! Sie werden feststellen: Formal ist alles richtig, aber „glücklich“ sind Sie mit dem Resultat nicht. Es fehlt vielleicht die Ausstrahlung; Sie haben das Gefühl, dass „Sie das nicht sind“ und hätten daher ein schlechtes Empfinden, dieses Foto den Bewerbungen beizulegen. Wählen Sie einen Tag aus, an dem Sie mit sich selbst zufrieden sind, sich gut fühlen und in entspannter Weise die benötigte Zeit für die Bilder zur Verfügung stellen können.

Vorbereitungen. Ich habe Bilder von Top-Entscheidern gesehen, die sich verändern wollten. Sie waren unrasiert, hatten die Krawatte lässig gebunden. Eine Dame, die für eine renommierte Wirtschaftprüfergesellschaft arbeitete, sendete ein lässiges Urlaubsbild. Dem pozentiellen Arbeitgeber sollte schon den Eindruck vermittelt werden, dass Ihnen etwas an der Stelle gelegen ist. Besuchen Sie also einen Friseur, schauen Sie nochmals kritisch in den Spiegel, überlegen Sie die Kleiderwahl. Die Kleidung soll zu Ihnen, zum Unternehmen sowie zur angestrebten Stelle passen. Für eine Position als Lagerleiter sollten Sie sich anders anziehen als für die Stelle des Leiters Materialwirtschaft. Und wenn Sie sich bei der Deutschen Bank bewerben, ist eine andere Kleiderordnung angesagt als vielleicht bei der örtlichen Sparkasse.

Farbe und Stil. Viele Personen haben sich nie Gedanken gemacht, welche Farbe für sie vorteilhaft ist und welcher Stil die Persönlichkeit optimal unterstreicht. Einige Unternehmen bieten in Deutschland die Farb- und Stilberatung an, in der man herausfindet, welche Farben zu der Haut-, Haar- und Augenfarbe passen. In manchen Fällen können die Ergebnisse eine umwälzende Wende bedeuten, die durchaus vom Umfeld wahrgenommen wird (Info z.B. unter www.typakademie.de)

Zu welchem Fotografen soll man gehen?

In der heutigen Zeit, in der sich – auch beim Portraitfotografen – der Wechsel von analog auf digital vollzieht, ist manchmal eine gewisse Suche gegeben. Bestehen Sie darauf, dass eine Serie von Bildern von Ihnen erstellt wird. Das Sofort-Passbild in vierfacher Ausfertigung kommt genau so wenig infrage wie die „acht Bilder zum Sonderpreis“. Suchen Sie den Fotografen, der Ihnen Zeit widmet – dafür aber auch Geld verlangt. Aus meiner Sicht sollten mindestens (in der „alten analogen Welt“) 36 Bilder erstellt werden. Als Mann können Sie ruhig ein wenig „experimentieren“: Sie kommen im Dreiteiler, legen die Jacke mal ab und lassen sich nur mit der Weste ablichten. Dann ziehen Sie die Weste aus und die Jacke wieder an. Vielleicht bringen Sie zwei oder drei Krawatten mit. Für die Dame ist dieses etwas komplexer, aber auch hier soll Zeit für einen Kleiderwechsel und eine entsprechende Metamorphose gegeben sein. Der Fotograf, der seine Bilder digital erstellt, kann ohne Weiteres 50 Bilder oder mehr „knipsen“.

Kosten. Bestellen Sie auf einmal ausreichend Abzüge, z.B. 50 Stück. Da ist es schon vorteilhaft, wenn Sie das Bild (Datei oder Negativ) erwerben können und nicht für jeden Abzug mehrere Euro bezahlen müssen. Es ist aber klar, dass ein Fotograf, der sich eine halbe Stunde mit Ihnen auseinandersetzt und Ihnen dann die digitale oder analoge Aufzeichnung überlässt, dafür mindestens Euro 50 bis 100 verlangen wird.

Die besten Bilder. Wenn eine Serie erstellt wird, entscheiden Sie sich für die zwei oder drei besten Bilder und bestellen Sie davon gleich eine größere Menge, wie oben erwähnt. Sie werden im Bewerbungsprozess feststellen, dass ein formales Bild besser zu gewissen Unternehmen passt und das lockere Foto vielleicht optimal für eine andere Unternehmenskultur geeignet ist.

Ausfertigung

Schwarz/Weiß oder Farbe? Mit Schwarz/Weiß heben Sie sich sicherlich ab. Diese Wahl ist auch nicht zu extravagant. Farbe ist allerdings üblicher und es ist nichts dagegen einzuwenden.

Format. Das Passbildformat ist üblich, etwas größer ist durchaus legitim und dadurch ragen Sie sicherlich „aus der Masse“ heraus.

Befestigung. Bitte keine Fotoecken, kein Fotokleber, der eine dicke Spachtelmasse unter dem Bild verursacht! Verwenden Sie einfach doppelseitig selbstklebende Fotokleber. Die Qualität ist sicherlich so gut, dass Sie darauf verzichten können, Ihren Namen auf das Bild zu schreiben.

Killer

Auch wenn es teuer ist, werfen Sie die Bilder, die Sie zurückerhalten haben, einfach weg, wenn „deutliche Gebrauchsspuren“ sichtbar sind. Fingerabdrücke, Falten oder sichtbare Ablöseversuche sind K.O.-Kriterien.

Das Bild, das man noch gerade herumliegen hat – oder der digitale Ausschnitt von einem recht netten Urlaubsbild vermitteln Desinteresse genauso wie das Automaten- oder das Passbild in vierfacher Ausfertigung.

Wenn auch kein „Killer“, würde ich dennoch vom eingescannten Bild in der klassischen Bewerbung abraten. Wenn man schon zwischen Euro 5 und 10 für eine optimale Bewerbung aufwendet, ist es nicht sinnvoll, ein „Risiko“ einzugehen, „geizig“ zu erscheinen und einen überzeugenden Eindruck zunichtezumachen, weil Sie an der falschen Stelle Einsparungen vornehmen.