Vorstellungsgespräche

Die erfolgreiche Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch

Petra Schneider macht einen verkrampften Eindruck. Die Frage nach der Anreise beantwortet sie nur forciert. Der Small Talk des Personalleiters soll sie nicht aus dem Konzept bringen. Wenn er ihr Kaffee oder Mineralwasser anbietet, umklammert sie den Sitz des Besuchersessels. Ihre Körperhaltung bringt zum Ausdruck, dass sie auf das „eigentliche“ Vorstellungsgespräch fixiert ist. Dabei hat sie übersehen, dass dieses schon längst angefangen hat.

Björn Rieger hat sich über die Einladung gefreut. Er ist ein lockerer Typ. Die Anreise mit dem ICE sieht er als „Event“. Schließlich ist man nicht jeden Tag in München. Natürlich hat er das Unternehmen im Internet angeschaut. Aber erst kurz vor Ankunft macht er sich über sich selbst Gedanken. Die Frage des Fachbereichsleiters überrascht ihn dennoch. Erzählen Sie mal was über sich selbst…“. Als Björn zögert, legt er nach: „Was für Mensch sind Sie? Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?“ Björn seufzt: „Das ist eine schwierige Frage …“

Petra hat sich so sehr auf den fachlichen Teil fokussiert, dass sie die Bedeutung des Sympathiefaktors ignoriert. Dennoch prüfen vor allem die Ansprechpartner aus den Fachbereichen zunächst einmal, ob ein „Klick“ vorhanden ist. Solange sie sich den Bewerber „aus dem Bauch heraus“ nicht als künftigen Kollegen vorstellen können, klopfen sie nur widerwillig die Fachkompetenz ab. Am Anfang des Gesprächs dominiert die emotionale Komponente mit Abstand.

Björn hat sich aber zu viel auf sein Charisma verlassen. Er weiß um seine gewinnende Persönlichkeit. Daher hielt er eine fundierte Vorbereitung auf das Gespräch nicht für nötig. Die erste Frage in Bezug auf seine Person hat ihn bereits aus der Fassung gebracht.

Wie kann man sich professionell vorbereiten und dennoch entspannt anreisen?

Die erfolgreiche Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch

  • Unternehmensinformationen nochmals anschauen
  • Namen der Kontaktpersonen auswendig kennen
  • Chronologie des Lebenslaufs beherrschen
  • Imstande sein, diesen in maximal 10 Minuten zu erzählen
  • Zu jeder beruflichen Station zumindest eine herausragende Leistung vorbereiten
  • Was werde ich anziehen? Ist die Kleidung in Ordnung, Schuhe sauber etc.

Am Tag des Vorstellungsgesprächs:

  • Tag freinehmen
  • Ausschlafen (je nach Uhrzeit des Gesprächs)
  • Zeit nehmen (zum Duschen, Frühstücken, Anfahrt)
  • Nun keine weiteren Gedankenspiele – sondern entspannen!!
  • Aufwertende Haltung gegenüber Empfang, Sekretärin

Stressinterview, Fangfragen, abfällige Bemerkungen. Jeder hat von Extremsituationen im Bewerbungsgespräch gehört. In 95% der Fälle wird der Gesprächspartner aber bemüht sein, eine angenehme Atmosphäre herzustellen. Ein ernst zu nehmender Arbeitgeber ist daran interessiert, wer Sie sind. Normalerweise bewegt sich das Gespräch um die folgenden Fragen:

  • Warum möchten Sie bei uns arbeiten (haben Sie sich mit unserem Unternehmen auseinandergesetzt)?
  • Lösen Sie mein Problem (verfügen Sie über die benötigte Fachkompetenz)?
  • Was für ein Mensch sind Sie (ist Sympathie vorhanden – welche sind Ihre persönlichen Kompetenzen oder auch die „Soft Skills“)?
  • Was unterscheidet Sie von anderen (warum sollte ich mich für Sie entscheiden und nicht für einen Wettbewerber – erzählen Sie mir anhand von Beispielen doch von Ihren beruflichen Leistungen, Ergebnissen und Resultaten)?
  • Kann ich es mir leisten, Sie einzustellen (was wollen Sie verdienen)?

Bereiten Sie sich darauf vor, dass „die Bühne Ihnen irgendwann gehört“. Die Bitte „Führen Sie mich doch mal durch Ihren Lebenslauf …“ hört sich harmlos an. Doch Ihre Antwort bestimmt Ihre Zukunft. Wenn Ihnen nun nichts anderes einfällt als die Wiederholung der bereits vorliegenden Informationen, haben Sie verloren. Nun ist nicht die Zeit für Stellenbezeichnungen und Aufgabengebiete. Es interessiert weniger was Sie gemacht haben als wie Sie etwas gemacht haben. Der Arbeitgeber hat drei Bewerber für die Leitung Innendienst eingeladen. Was qualifiziert Sie besonders, außer der Tatsache, dass Sie motiviert sind, die Branche kennen und den Job schon mal gemacht haben? Können Sie gut mit Mitarbeitern umgehen? Dann nennen Sie ein Beispiel! Nachdem Sie Zielvereinbarungen und Mitarbeitergespräche eingeführt haben, hat sich die Bearbeitungszeit der Reklamationen um 30% verbessert.

Im Vorstellungsgespräch gibt es auch K.O.-Kriterien:

  • In dominanter Weise die Gesprächsführung übernehmen oder sein Gegenüber dauernd unterbrechen
  • „Graue Maus“, keine Regung, kein natürliches Verhalten, keine Fragen am Ende des Gesprächs
  • Negative Äußerungen über (derzeitige oder vergangene) Vorgesetzte, Kollegen, Unternehmen
  • Selbstmitleid, sich selbst als Opfer ansehen
  • Im ersten Gespräch nach Büro-Größen, Überstunden, Zuschüssen, Betriebsrat, Job-Titles oder Arbeitszeiten fragen ...

Seien Sie in allem authentisch. Die größte Strafe für ein chamäleonhaftes Verhalten ist die Zusage für den Arbeitsplatz. Nun sind Sie gezwungen, Ihr restliches Arbeitsleben bei diesem Unternehmen eine Rolle zu spielen. Akzeptieren Sie, dass manchmal die Unternehmenskultur nicht passt. Oder einfach die „Chemie“ zum Gegenüber.

Petra hat nach ihrem ersten Vorstellungsgespräch verstanden, dass akademische Hochleistungen wenig Wert haben, wenn man als Mensch nicht überzeugt. Sie geht mit mehr Gelassenheit ins nächste Gespräch. Björn, dagegen, kauft im Münchner Bahnhofs-Kiosk vor der Rückfahrt ein Buch über Vorstellungsgespräche. Das nächste Mal macht ihm keiner was vor. Und, wie bereiten Sie sich vor?