Vor vielen Jahren habe ich einmal an einer Ausschreibung der Agentur für Arbeit – auf deren Wunsch hin – teilgenommen. Nach anderthalb Tagen Arbeit und dem Ausfüllen vieler Unterlagen wurde das Angebot auf Grund eines Formfehlers von einer neutralen Prüf-Instanz abgelehnt. Alles legitim und richtig – aber in diesem Augenblick habe ich die Entscheidung getroffen, dass Ausschreibungen nicht „mein Ding“ sind.
Daher hielt sich meine Begeisterung in Grenzen als ich vor wenigen Wochen aus meinem Netzwerk auf die Ausschreibung der Uni Münster hingewiesen wurde. Der Inhalt klang aber sehr interessant:
>> Im Rahmen des deutsch-niederländischen INTERREG V-Projektes „Cross Border Talent“ werden deutsche Studierende an niederländische Unternehmen (KMU) vermittelt (und vice versa), um dort in Phase 1 zu einer grenzüberschreitenden Fragestellung ihre Abschlussarbeit zu schreiben. Wenn sowohl Unternehmen als auch Studierende(r) mit Phase 1 zufrieden waren, folgt Phase 2: Der graduierte Student setzt die Ergebnisse seiner Abschlussarbeit im Unternehmen in die Praxis um und wird als Trainee im Unternehmen angestellt. In beiden Phasen wird dem Studierenden ein Coach/Mentor zur Seite gestellt, der ihn persönlich und professionell unterstützt und fördert und ihm dabei hilft interkulturelle Missverständnisse zu verhindern oder aufzuklären <<
Zu meinem Glück war die Person, welche mich auf die Ausschreibung aufmerksam machte, hoch gewissenhaft. Gleichzeitig war sie mit ihrer eigenen beruflichen Entwicklung recht unglücklich. Ein „Deal“ wurde rasch gefunden: Für mich würden alle Unterlagen vorbereitet werden, dafür sollte ich unentgeltlich ein Karriere-Coaching durchführen.
Mit äußerst gemischten Gefühlen habe ich meine Unterlagen abgegeben. Mittlerweile wird mehr ausgeschlossen als bestätigt. Nein, ich habe weder kriminelle Vereinigungen gebildet, noch Terrorismus finanziert. Auch habe ich keine Geldwäsche oder Subventionsbetrug betrieben und ebenfalls keine Mandatsträger bestochen. Auch Menschenhandel liegt in meinem Fall nicht vor. Und ich gehöre nicht der Scientology an.
Immerhin habe ich auch eine Seite mit meiner Qualifikation eingereicht. Ich habe bereits Studenten begleitet an mehreren Universitäten. Darüber hinaus spreche ich Niederländisch und Deutsch. Ich verfüge über ein Netzwerk in beiden Ländern und meine Honorarvorstellungen befinden sich nicht außerhalb der Vorgaben.
Dennoch war ich überrascht als ich den Zuschlag erhielt. Von einer Begleitung profitiere auch ich – in nicht monetärer Weise. Ich sehe es als Inverse Coaching an. Zeiten ändern sich – und das immer rascher! In dieser Weise komme ich in natürlicher Weise in Berührung mit aktuellem Wissen – aber wichtiger noch: mit dem Empfinden das junge Leute am Anfang ihrer Karriere prägt.
An anderen Universitäten führe ich eher Seminare durch. Im Rahmen von EMBA (Executive MBA) Coachings begleite ich die Studenten – diese sind aber häufig mit ca. 40 bereits gefestigt im Leben. Nun sehe ich es als Privileg an, mit jüngeren Studenten nicht nur die interkulturellen Aspekten ihrer Bachelor-Arbeit zu besprechen, sondern auch an einer darüber hinaus gehenden beruflichen und ganzheitlichen Lebenslausrichtung zu arbeiten.