Mein Sohn, Student in Duisburg, meldete sich heute Abend per WhatsApp. Er fühlte sich total entschleunigt und hatte sich seit Langem nicht so entspannt erlebt.
Warum schmerzt der stornierte Urlaub nicht?
Mein Kurzurlaub auf Zypern mit zwei guten Freunden vom 2. bis zum 5. April wird nicht stattfinden. Warum bin ich nicht wirklich traurig? Ich bekomme mein Geld nicht zurück. Wenn ich Glück habe, einen Voucher. Mir ist klar, dass es der Reiseveranstalter nicht überleben würde, jedem die Kosten zurückzuerstatten. Und vielleicht bin ich froh, wenn es ihn künftig noch gibt. Ich fühle mich nicht ungerecht behandelt. Mein erzwungener Verzicht auf Urlaub fühlt sich anders an in dem Wissen, dass keiner derzeit verreist.
Beschleunigte Digitalisierung
Gestern habe ich an einer digitalen Konferenz mit 68 Personen teilgenommen. Selten ein derart fokussiertes Meeting von 1,5 Stunden erlebt. Jedes Wort habe ich mitbekommen, ohne Ablenkung. Wichtige Bemerkungen wurden über Chat geteilt. Nachfragen war in der privaten Kommunikation möglich. Heute habe ich mich um die Aufbereitungen gekümmert. Geht doch.
Perspektivenwechsel
Urlaub trat in den Hintergrund, dafür der schwindende Vorrat Toilettenpapier in den Fokus. Rare Güter gewinnen an Bedeutung. Nach vergeblichen Streifzügen bei Lidl und Netto sahen wir uns bereits mit Zeitungspapier oder Küchenrollen herumfuchteln. Bis meine Frau heute eingekauft und ein gutes Zeitfenster erwischt hat. Als ich die Packung Klopapier auf den Küchentisch sah wusste ich: Sie war heute meine Heldin!
Zurück in die Vergangenheit?
Eine liebe Kölner Geschäftspartnerin schrieb mir heute aus Berlin: „Na mal sehen, Hauptsache diese Pandemie geht bald zurück, damit wir wieder arbeiten können und damit ich auch mit meinem Projekt weitermachen kann…“ Irgendwie war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich das auch so sehe. Natürlich soll das Virus besiegt werden. Aber will ich „wieder arbeiten und weitermachen wie bisher?“
Eine neue Definition von „Erfolg“
Ich habe einige Zeit benötigt, bevor ich verstand dass Teile des Bisherigen unwiederbringlich verloren sind. Nach Widerstand und Trauer blieb und bleibt wenig anders übrig als loslassen. Aber gerade dieses Vakuum schafft Raum für eine neue Kreativität, andere Prioritäten, eine Verdichtung auf das Wesentliche und die Erarbeitung neuer Strategien für eine erfolgreiche Lebensgestaltung. Tief in mir spüre ich, dass ich „Erfolg“ anders definieren werde.