Fachkräftemangel (continued)…

Es möge bekannt sein, dass mich das Thema „Fachkräftemangel“ besonders interessiert. Und sei es einfach deswegen, da ich in abwechselnder Reihenfolge sowohl von Unternehmern als auch von Bewerbern angesprochen werde.

Vereinfacht: manche Bewerber verweisen den Fachkräftemangel in das Reich der Fabeln. Sie haben schließlich 100 Bewerbungen geschrieben, verfügen über einen Beruf bei dem es keine Schwierigkeiten geben sollte.

Arbeitgeber rufen bei mir an und fragen ob ich in meinem Netzwerkt jemanden mit der Qualifikation X kenne, da das Unternehmen seit 18 Monaten eine Stelle nicht besetzen kann.

In vergangenen Beiträgen habe ich beide Seiten recht ausführlich beleuchtet – und dieses möchte ich an dieser Stelle nicht detailliert wiederholen. In einem Satz verfügen Bewerber vielleicht über schlechte Unterlagen, können ihre Vorzüge im Vorstellungsgespräch nicht überzeugend darlegen oder bewerben sich lediglich auf ausgeschriebene Stellen.

Unternehmen befinden sich vielleicht in ländlichen Gegenden mit rückläufiger Bevölkerung, sind als Arbeitgeber total unbekannt (es gibt 3,9 Mio. kleine und mittelständische Unternehmen in der Bundesrepublik) oder verstehen es einfach nicht, dem Kandidaten im Bewerbungsprozess eine mit einer professionellen Vorgehensweise zu begegnen.

In allem bin ich aber der Meinung, dass ein Fachkräftemangel vielleicht theoretisch nicht notwendig wäre. Sie wird aber dennoch erlebt – primär von Unternehmen. Und dieses in zunehmendem Maß. Dieses ist verständlich wenn wir uns den täglichen demographischen Wandel anschauen.

Daher habe ich mich über diesen Artikel gefreut, da der sich mit meinen Beobachtungen deckt. Auch ich bringe Herrn Gaedt jeden Respekt entgegen. Nur, die Beschreibungen von Christian Mueller decken sich mit meinen Beobachtungen aus der Praxis: Der Mensch ist kein logisches Wesen – und daher finden Unternehmen und Bewerber häufig nicht zusammen, auch wenn dieses theoretisch möglich wäre.

Beide Parteien können daran arbeiten dass der trennende Graben kleiner wird – und dieses ist auch dringend notwendig, denn – wie schon mal ausgeführt – bald gehen jeden Tag zwei Babyboomer in Rente, während dafür nun ein Millenial (Generation Y) „von unten“ nachkommt.

Dennoch – vorausgesetzt, die wirtschaftliche Situation verändert sich nicht dramatisch in der Bundesrepublik – wird die Arbeitsmarktsituation für die Unternehmen täglich ungemütlicher; darüber können sich die Arbeitnehmer freuen.

Hier noch eine kleine Kostprobe aus dem Text:

„Der Trendforscher Sven Gábor Jánszky hat jüngst ein Buch über den Arbeitsmarkt im Jahr 2025 verfasst. Er schildert dort einsichtsvoll die personalpolitischen Herausforderungen in einer Welt (in Deutschland), in welcher klassische Recruiting-Maßnahmen wie zum Beispiel Stellenausschreibungen obsolet werden, einfach, weil „draußen“ keiner mehr ist, der sie lesen könnte. Zwar werden vermutlich bis dahin weitere Arbeitsplätze durch Automatisierung wegfallen, doch der Schwund an Arbeitskräften wird diese Entwicklung spürbar übersteigen. Ergo: Der Arbeitsmarkt wird über lange Perioden so gut wie leergefegt sein. Neue Mitarbeiter findet man dann im Wesentlichen durch Abwerben bei Wettbewerbern. Dies aber ist ein Nullsummenspiel und verschärft den gefühlten Fachkräftemangel.

Arbeitnehmer haben höhere Erwartungen.

Die milden Ausläufer dieser Entwicklung sind bereits heute zu spüren. Das Machtgefüge im Verhältnis zwischen einstellenden Unternehmen und Arbeitsuchenden verschiebt sich derzeit drastisch zugunsten der Arbeitnehmer. Das ist an sich weder gut noch schlecht, sondern einfach eine Tatsache. Als Personaler bei Bertelsmann treffe ich mittlerweile auf Bewerber, die sinngemäß Folgendes sagen: „Hey, tolles Unternehmen, cooler Job. Ich will das gerne machen, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, in Gütersloh zu leben/arbeiten.“

24.01.2014