Reload der sozialen Netzwerke in Zeiten der Pandemie (II)

Die derzeitige Krise erstreckt sich vielfach auch auf die Bewerbungsaktivitäten. Ein Grund mehr, sichtbar zu sein! Denn neben der Segmente die von der Krise betroffen sind, wie z.B. der Einzelhandel gibt es viele Branchen die „normal“ weiter machen. Dazu gehören Banken, Versicherungen, Telekommunikations- und Softwareware-Unternehmen sowie Behörden, um einige zu nennen. Selbstverständlich gibt es auch Gewinner, wie Pharma-Unternehmen, Ausstatter von Home-Offices, der Lebensmittelhandel und weiterhin das Gesundheitswesen. Fortführung von Teil 1:

>> Ein Champion muss auffindbar sein

Das Internet macht die Welt transparent. Wie bereits erwähnt, ist manch einer da­rauf bedacht, dass er dort nicht auftaucht; das ist jedoch zunehmend schwierig, vor allem bei prominenten Positionen. Wer am öffentlichen Leben teilnimmt, wird in den lokalen Medien erwähnt. Wer Arbeitsplätze schafft, über den wird berichtet. Aber du musst kein Geschäftsführer oder Investor sein, damit die Suchmaschinen dich finden. Viele Unternehmen haben auf ihrer Website beispielsweise Bilder von ihren Mitarbeitern. Es lässt sich kaum vermeiden, dass dein Name in irgendeiner Weise auftaucht.

Sind es nicht die beruflichen Umstände, ist es wahrscheinlich das private Umfeld, das dich auffindbar macht. Du warst mit einem Freund auf dem Jakobsweg unter­wegs? Er postet das Erlebnis vielleicht bei Facebook. Oder du hast dir das Konzert der Rolling Stones gegönnt und deine Freundin machte einen Schwenk mit der Han­dykamera zu dir und lädt das Ergebnis bei YouTube hoch.

Es ist sinnvoll, wenn man sich gelegentlich selbst googelt – einfach damit man weiß, wie andere einen im Internet wahrnehmen. Dabei geht es nicht um Eitelkeit, sondern es ist eine Art Hygienemaßnahme. Wenn du vergisst, Deo zu benutzen, kann es sein, dass deine Umgebung auf Distanz zu dir geht, ohne dass du weißt, warum. Dasselbe kann dir passieren, wenn du die Hygiene im Netz verschwitzt. Das alles erlaubt die Frage: Wenn ohnehin über dich berichtet wird, warum solltest du dann nicht den Inhalt selbst bestimmen?

Sie ermöglicht zwei Reaktionen. Die eine ist Paranoia: Manche fühlen sich von bösen Menschen umgeben, die ihre Reputation zerstören wollen. Sie sehen sich als machtlos an und haben das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen, wenn sie Ände­rungen in der „Berichterstattung“ über sich bewirken möchten. Solche Menschen leiden bisweilen bisweilen unter Verfolgungswahn und setzen ihre ganze Energie dafür ein, unerwünschte Ergebnisse löschen oder ändern zu lassen.

Die andere Art und Weise damit umzugehen ist Gelassenheit. Es lässt sich kaum vermeiden, dass wir auch mal was über uns finden, das uns weniger begeistert. Ein Hotel erhält auch nicht nur Empfehlungen. Über Schauspieler wird nicht aus­schließlich positiv berichtet. Ein Buch bei Amazon wird nicht immer mit fünf Sternen bewertet. Solange uns das nicht persönlich betrifft, finden wir das ganz nor­mal. Damit würden wir andere sogar beruhigen und vielleicht noch hinzufügen, dass dies doch „die Authentizität erhöht“. Wenn wir selbst betroffen sind, sind wir emp­findlicher.

Dennoch bist du gut beraten, zunächst damit zu leben, wie zum Beispiel die Redaktion der lokalen Presse oder ein Online-Medium über dich berichtet. Über­lasse das Feld aber nicht nur den anderen. Das könnte ärgerlich werden. Es ist denk­bar einfach, das Heft in die eigene Hand zu nehmen. Die Algorithmen der Suchma­schinen unterstützen dich sogar dabei. Sie sind darauf ausgerichtet, der suchenden Person einen optimalen Nutzen zu verschaffen. Dies ist nicht gegeben bei der negati­ven Berichterstattung, in der dein Name einmal auftaucht. Wer mehr über dich er­fahren möchte, wird bei Profilen fündig, die du selbst angelegt hast, wie bei XING und LinkedIn. Diese Ergebnisse werden gleich oben in der Suche angezeigt. Das Glei­che gilt für andere Medien, die deine Handschrift tragen. Gerade soziale Netzwerke wie Twitter, YouTube, Facebook oder auch Instagram erscheinen alle auf der ersten Seite bei Google, Bing & Co. Nun ist es für dich vorteilhaft, dass sich viele Benutzer von Suchmaschinen bereits mit den ersten Treffern zufrieden geben. Je nach Einstel­lung werden pro Suchergebnis die ersten zwei bis vier Zeilen der Seiten angezeigt. So muss derjenige, der sucht, gar nicht alle Ergebnisse anklicken, um einen ersten Ein­druck zu gewinnen. Das Überfliegen der Kernbegriffe reicht bereits. Wenn du nun selbst die ersten zehn Treffer gesteuert und die Inhalte auf deinen Seiten und Profilen festgelegt hast, gewinnt der Betrachter genau den Eindruck, den du erzielen wolltest.

Erlaube mir einen kurzen Sprung zum letzten Kapitel: Du musst zwar breit streuen, damit du gefunden wirst. Wer auf deinen Namen aufmerksam wird, sollte aber rasch den Eindruck gewinnen, dass es sich bei dir um einen kostbaren Fund handelt.

In eigener Sache kann ich berichten, dass ich eines Tages von der „Süddeutschen Zei­tung“ angerufen wurde. Ich war erst der Meinung, dass es sich um einen Werbeanruf für ein Abonnement handeln würde. Ich wurde jedoch gefragt, ob ich eine regelmä­ßige Kolumne für die Rubrik „Beruf und Karriere“ verfassen wollte. Man wäre auf mich aufmerksam geworden.

Auf ähnliche Weise erhielt ich eine schriftliche Anfrage der Mannheim Business School. Es wurde ein Austausch für das Career-Development-Team bezüglich des idealen Formats für Bewerbungsunterlagen angestrebt. Die Institution hätte mich durch Recherche gefunden.

Vor wenigen Wochen nahm die Hochschule Trier zu mir Kontakt auf. Ich möge für die Hochschulabgänger ein Seminar zum Thema „Job-Hunting“ durchführen, damit ihnen der Start in das Berufsleben leichter gelingt. Die zuständige Person hätte mich im Internet gefunden.

So liegt es auch in deiner Hand zu bestimmen, mit welchen Kompetenzen du in Ver­bindung gebracht wirst. Eine Expertise von mir ist der verdeckte Arbeitsmarkt. Da ich darüber recht häufig schreibe, finden Suchmaschinen die Verbindung zwischen diesem Begriff und meinem Namen. Zeitweise war ich bei Google der erste Treffer bei diesem Stichwort. Wenn mir das sehr wichtig wäre, könnte ich den Begriff öfter gezielt verwenden und würde wahrscheinlich weiterhin ganz oben auftauchen. Es gehört aber nicht zu meinem beruflichen Verständnis, dass ich bei meinen Beiträgen im Internet bestimmte Worte einsetze, damit ich mein Ranking in den Suchmaschi­nen optimiere (SEO – Search Engine Optimization). Viele machen das – und wenn du das machen möchtest, ist das sicherlich legitim.

Du kannst beispielsweise bei XING ganz authentisch deinen Lebenslauf darstel­len. Wahrheitsgemäß schreibst du, dass du im Rechnungswesen angefangen hast, anschließend ins Controlling gewechselt bist und derzeit als Kaufmännischer Leiter arbeitest. So weit, so gut. Überlege dir aber, was eine suchende Person (Headhunter, Personalleiter) noch an Zusatzqualifikationen eingeben könnte. Oder – umgekehrt – bei welchen Stichworten möchtest du gefunden werden, weil du vielleicht damit eine Verbindung zu deiner künftigen Tätigkeit schaffst?

Es kann hilfreich sein, zum Beispiel noch die Kompetenzen SAP, Englisch, IFRS oder US-GAAP hinzuzufügen – da du weißt, dass diese von Bedeutung sind. Dazu hast du beispielsweise die Möglichkeit, wenn du deinen Lebenslauf weiter detail­lierst. Auch kannst du Kompetenzen bei „Ich biete“ aufführen (oder im Portfolio), um bei XING zu bleiben.

Es kann sein, dass du weiterhin in der Pumpenbranche bleiben und deine Fach­kompetenz als CFO ausbauen willst. Dann lohnt es sich, das Wort „Pumpen“ in dei­nen Profilen zu nennen. Der Headhunter, der nun für einen Pumpenhersteller einen CFO suchen soll, schaut vielleicht, wer heute Kaufmännischer Leiter mit Entwicklungspotenzial ist, und wird möglicherweise rasch auf dein Profil aufmerksam.

Natürlich kannst du diesen Effekt noch verstärken, indem du beispielsweise dein Profil auf Englisch bei LinkedIn hinterlegst und diesmal verwendest du das Wort „pumps“. Dies ist hilfreich für den Executive Search Consultant, der für einen US-Konzern einen Financial Director sucht.

Ganz genial wäre es, wenn du dazu noch bei Twitter auf Artikel hinweisen wür­dest, die von Entwicklungen in der Pumpenindustrie berichten. Oder verfasse zwei­mal pro Monat auf einer Facebook-Seite einen kleinen Beitrag zur Schnittstelle In­vestitionen in die Entwicklung einer neuen Generation von Pumpen. Du kannst so kaum vermeiden, dass du gefunden wirst.

Welche Social-Media-Aktivitäten sind beruflich sinnvoll?

Wenn du weder Online-Redakteur, Blogger noch Pressesprecher bist, ist dir die Beschäftigung mit diesem Thema vielleicht noch immer fremd – oder gar zuwider! Ich werde versuchen, dich ganz vorsichtig an eine Minimalanforderung heranzufüh­ren. Du kannst jederzeit aussteigen. Es gibt aber einige wenige Kraftanstrengungen, die ich als Muss ansehe! <<

Aus „Bewerben 4.0“ Kapitel 5: Mach dich sichtbar – Teil 3 folgt Dienstag, der 6 Mai 2020

https://www.walhalla.de/beruf-&-leben/bewerben-4.0_2.produkt.html

Hast Du Teil 1 verpasst?

https://zeylmans.de/news/reload-der-sozialen-netzwerke-in-zeiten-der-pandemie-i/

Credit für Beitragsbild: https://pixabay.com/photos/media-social-media-apps-998990/